Headhunter – Bullet in your head!

Headhunter. Ein Fluch und ein Segen. Sprach vor zehn Jahren noch der Anruf eines Headhunters für eine gut gepflegte Kartei und ein sauberes Netzwerk mit ordentlichen Referenzen, so ist das heute nicht mehr zwangsläufig der Fall.

Soziale Netze, insbesondere die Marktführer zur Business Vernetzung wie Xing oder Linkedin sind hervorragende Spielwiesen auch und gerade für die Rookies unter den Personalberatern. Teils wird dies durch die jeweilige Plattform auch noch mit entsprechenden Portal- Funktionen aktiv gefördert, das Business- Modell sei ihnen gegönnt.

Rookies mit Schrotflinte, die gerade mal zwei Stichwörter im Portal eintickern und wirklich jede verfügbare Information ignorieren und dann vielversprechende verantwortungsvolle Positionen in Aussicht stellen und wirklich jeden anschreiben / anrufen, der irgendwie auf die zwei Vokabeln matcht.

Wenn man sich dann mal auf ein Gespräch eingelassen hat, weil man gerade nicht in der Verfassung war jemand ab zu bügeln, oder einfach gepennt hat, oder …, oder …, stellt sich dann doch meistens heraus, dass sie einen Verkäufer am anderen Ende der Welt suchen, oder einen Linux- Admin, oder einen Netzwerk- Hiwi, oder einen Dummen, der das nicht funktionierende Business- Modell eines Unternehmensgründers ausbaden soll, der zwar eine Business- Idee hat und Venture Kapital aber eben keinen Schimmer vom Business Umfeld.

Auf Fragen wie viel Personal ich denn leiten darf, welchen Firmenwagen ich kriege und ähnliches wird dann reichlich pikiert reagiert. Auch bei den Gehaltsvorstellungen kommen die wenigsten schon mal damit klar, dass man um sich zu verbessern doch mindestens über eine sechsstellige Summe reden müsste und bei der Relokation in einen deutlich teureren Lebensraum auch nicht über einen homöopathischen Schritt nach vorne. Selbst auf den an Zynismus nicht zu überbietenden Kommentar dass “Ich für 140.000 EUR Jahresgehalt und einen Porsche als Firmenwagen auch Dinge in den Rack heben würde, die mehr als 5 Kilo wiegen” – Anforderung der Stellenbeschreibung – kommt die verständnislose Rückmeldung “Wie ich das denn wohl meinen würde?”. Genau so wie ich es sage!

Liebe Rookies, macht euren Job richtig! Nur eine volle Kartei nutzt euch nix! Gar nix! Abschlüsse zählen. Selbst wenn ihr nach ein paar Jahren euren Job gelernt habt, meint ihr euer Ruf ist dann noch so, dass sich Highpotentials von euch Stümpern vertreten lassen wollen? Ihr habt euren Ruf dann ruiniert. Xing hat auch den Nachteil, dass man sieht, wer schon einmal wann einen angesprochen hat und auch Bewerber tauschen sich untereinander aus. Selbst wenn man wechselwillig wäre, ab einer gewissen Seniorität, Erfahrung und vielleicht auch Gehaltsklasse, möchte man sich von seinem Personalberater gut vertreten fühlen.

Das Gefühl kommt aber mitnichten auf, wenn ihr nicht mal die Überschrift einer Profils in Xing gelesen habt.

Ich für meinen Teil pflege tatsächlich aus verschiedensten Gründen meine Profile in den entsprechenden Portalen. Man kann dort sehen dass sich seit den Tagen in welchen ich Linux und Netzwerke Administriert habe einiges getan habe. Dass Management aufgaben hinzu gekommen sind, dass die Jobwechsel einen strategischen Eindruck vermitteln könnten, dass mittlerweile Personalverantwortung ein wichtiger Teil meines Selbstverständnisses geworden ist. Würde man das ernst nehmen, könnte man auf die Idee kommen, dass Switche hinterm Tresen verkaufen keine Beschäftigung ist die noch reizt.

Genauso wenig gut kommt an, dass man als Branchen- Veteran erklärt kriegt, welche Gehalts- Regionen realisierbar sind und welche auf gar keinen Fall. Ihr dürft ruhig damit rechnen, dass bei bestimmten Jobwechseln alle, die ihr ansprecht durchaus schon Gehaltsänderungen mit genommen haben und dass sie gerade auch mit Konzern- Vergangenheit und Konzern Netzwerken wissen was sie im jeweiligen Unternehmen erlösen können und sich vielleicht gezielt auf niedrige Gehälter anderenorts einlassen, weil dort andere Werte in die Waagschale geworfen werden. Das bedeutet nicht dass Menschen sich ihres Marktwertes nicht bewusst sind. Auf keinen Fall möchte ich mir von jemand der vor drei Monaten die FH verlassen hat, erklären lassen was realistisch ist nur weil ich leider die total beschränkten Suchkriterien der aktuellen Schrotflinte in der für mich siebten Nachkommastelle erfülle.

Ich erfülle halt noch einiges mehr.

Und wenn ihr das nicht braucht, dann bin ich der falsche Kandidat. Und dann stehlt ihr mir meine Zeit!

Ihr stehlt euch auch eure Zeit. Und vernichtet eure Reputation. Das nur am Rande.

Und insofern denkt doch einfach etwas mehr nach, bevor ihr zum Hörer greift. Und gönnt euch die zwei Minuten die Profile die ihr anclickt, zu überfliegen. Ihr bringt eure ganze Branche in Verruf. Und ihr sorgt dafür, dass irgendwann gar niemand mehr auf eure Ansprachen reagiert.

Ich jedenfalls clicke manche Nachricht schon ungelesen weg. Tendenz steigend.

Kyp. F.

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