How To: Want To Hike Kungsleden?

Diesen Sommer haben wir ein Projekt in Angriff genommen, das so für uns sicher nicht mehr alltäglich ist und noch einmal ganz ernsthaft unsere Grenzen in Frage gestellt hat: den nördlichen Kungsleden – The Kings Trail – den Königsweg im Norden Schwedens.

Genauer gesagt auf 440 Kilometern im Hochfjäll zwischen Hemavan 65,813N 15,091O und Abisko 68,357N 18,781O in schwedisch Lappland und auf weiten Teilen damit eben nördlich des Polarkreises, in der Arktis. Ein Hochgebirge – auch wenn es gar nicht so hoch ist, in seinen Ausmaßen, die letzte wirkliche Wildnis Europas.In Angriff nehmen “im Sommer” vermittelt dabei einen etwas falschen Eindruck – Meine Angetraute las im Winter einen entsprechenden Zeitungsartikel und da sie ein solches Abenteuer noch nie erlebt hat und mein letztes auch schon 24 Jahre her ist, steckten wir die Köpfe zusammen und überlegten wie sehr wir eingerostet sind und ob tageweises Bergwandern in Südfrankreich, wirklich unser Limit sein soll.

Nach einigen Recherchen stellte sich die Frage: “how hard can it be?”. Ein paar Überlegungen zur Beruhigung:

  1. Der STF, Schwedische Tourismus Verband betreibt in Abständen der Tagestouren Hütten, jede mit einem Hilfstelefon und spätestens in jeder zweiten kann man Verpflegung einkaufen.
  2. Im schlimmsten Fall kann man sich also ab den Hütten per Hubschrauber aus fliegen lassen. Letzteres ist ein gar nicht so unerschwingliches Vergnügen, da in einer Region ohne Straßen, sobald keine Schneemobile mehr fahren können, die komplette Versorgung der Hütten und der samischen Siedlungen aus der Luft erfolgt.
  3. Der Kungsleden selbst, geht ohnehin nicht durch und man muss an einigen Stellen umsetzen, ein paar Kilometer Boot oder Bus fahren und im Zweifel gibt es auch Nebenwege, welchen einen in ein oder zwei Tagesetappen aus den Bergen heraus und zu Bushaltestellen oder ähnlichem führen.

Insofern kann man sich getrost einen logistisch geeigneten Ausgangspunkt – im Norden bieten sich Kiruna oder Gällivare an – suchen und die Etappen- flexibel planen. Kiruna kann problemlos angeflogen werden. Gällivare ist bestens per Bus und Bahn angebunden und insofern eine etwas flexiblere Ausgangsbasis. Sollte man sich an der Runde des Fjällräven Classic orientieren, ist Kiruna der Weg der Wahl. Der NAchtzug aus Stockholm, in den man idealerweise in Gällivare zusteigen kann, erlaubt die entspannte Anreise nach Abisko Tourist Station, mit Ankunft ca. 11:00 so dass man direkt los wandern kann.

Was mich mehr oder weniger direkt zu den Dingen die man mit nehmen sollte bringt. Leicht laufen ist ja ziemlich angesagt und wenn man sich die Bloggs der Ultralight Hikers so ansieht, dann ist das ja alles kein Problem.

Vergesst das! Kälte ist der größte Feind und auf dem Kungsleden ist man meistens im Hochgebirge Unterwegs – auch wenn es nach den Höhenlinien nicht ganz so aussieht – hier ist einfach nach jeder Definition Arktis. Das bedeutet, es kann zu jeder Tages- und Nacht- Zeit, nicht dass das einen Unterschied macht in der Mittsommernacht, frostig kalt werden. Ausruhen, nicht auskühlen und regenerieren spielt eine große Rolle. Insofern sollte man was Kleidung angeht auf Winter (wenn auch nicht übertrieben, nach deutschen Maßstäben) genauso eingerichtet sein wie auf Sommer.

Bei mir heisst das in dem Fall einen Schlafsack mit Comfortbereich, bis mindestens -6 Grad, Eine fullsize Isomatte, ein mindestens drei Jahreszeiten- Zelt, einen Kocher und immer mindestens Essen für vier Tage. Die Wahl des Kochers folgt neben Glaubenssätzen meist den Überlegungen der Brennstoffversorgung. Spiritus – der alte Trangia Fanclub – ist dabei bei weitem nicht so Problemlos wie traditionell angenommen, eine riesen Sauerei und so weit nördlich auch nicht mehr sonderlich ergiebig. Dagegen erhält man Primus Gaskartuschen an jeder Ecke und ein Liter Wasser kocht in weniger als 90 Sekunden.

Eine der ersten Gewichtseinspaarungen, sogar eine drastische, erfolgte übrigens bei der Kamera- Ausrüstung. Die Jahre- lang in jeden Winkel der Welt geschleppte Spiegelreflex musste für uns beide einer spiegellosen Systemkamera bzw. einer Superkompakten weichen. Welche Kamera die bessere ist, da lässt sich schon trefflich streiten. Die Ladethematik ist dann eine weitere Wissenschaft für sich. Wir haben noch vor der Wanderung diverse Experimente gestartet. Die meisten sind gescheitert. Gemessen am Gewicht und der damit erreichten Effektivität ist man für mindestens zwei Wochen mit vorher aufgeladenen Chinaakkus in großzügiger Stückzahl am Besten bedient.

Nach einigen weiteren Recherchen und auch einer Vortour mit vollem Gepäck, habe ich mich doch noch überzeugen lassen Trekkingstöcke zu besorgen und meine Teva Sandalen zur Querung von Bächen ebenfalls ein zu packen. Entgegen der gängigen Mode sind innenverspannte Trekkingstöcke noch immer die am stärksten zu belastende Variante und die im Zweifel auch am einfachsten zu reparieren ist (bzw. am unwahrscheinlichsten kaputt geht).

Trinkwasseraufbereitung ist übrigens kein Problem, man kann sich wirklich problemfrei aus Bächen versorgen. Den Katadyn Filter hatten wir schon vorsorglich zu Hause gelassen.

Mit Kleidung in meiner Größe für einen geschmeidigen Zwiebellook waren das in einem Deuter Aircontact Rucksack dann zappzarapp 22,5 kg. Vom Auto zum Zug kein Problem. In den Bergen – erfahrene Schwedische Hiker sagten unterwegs “nie mehr als zwanzig Kilogramm” – sollte man dann doch irgendwie auf unter 18 kg kommen. Mit dem gewählten Rucksack war das so nicht zu erreichen. Da auch sonst nicht allzuviel Blödsinn im Rucksack war, ist hier noch einmal definitiv Hand an zu legen, für die nächste Tour. Alleine drei Kilo Eigengewicht des Rucksacks, stehen schon schwer unter Feuer, die Trinkblase und noch einiges mehr.

Gut, wir sind mit Essen für neun Tage gestartet und mit immernoch essen für vier Tage über die Ziellinie. Da ist sicher auch Luft drin. Allerdings haben wir auch ziemlich an unserem vorbereiteten Trockenfutter gebastelt. Gramm für Gramm, den höchsten energetischen Inhalt ausgetüftelt. Das tageweise portionierte Müsli konnte ich dann bald wirklich nicht mehr sehen – hier bieten sich das nächste mal durchaus Variationen mit Dörrobst an.

Und auch das vorbereitete Couscous war dann irgendwann etwas eintönig, wenn auch extrem ergiebig und effektiv. Die Tagesration für zwei Personen war:

  • 125g Couscous
  • 75g getrocknete Tomaten
  • Eine Hand voll gerösteter Pinienkerne
  • Pfeffer, Salz
  • getrocknete Petersilie
  • Knoblauchpulver
  • 1 Brühwürfel
  • 10g getrocknete Zwiebeln

Mit heißem Wasser aufgiessen (Brühwürfel vielleicht in den Wassertopf) und in 5 Minuten ist das Dinner für zwei fertig.

Mit der Versorgung in den STF- Hütten, hat dann eben doch etwas Abwechslung Einzug gehalten, und damit würde ich im Wiederholungsfalle von Anfang an planen. Unverzichtbar dagegen sind Trekking Kekse und Snickers. Und auch die Energizer Bars sind Gold wert, wenn einem das Abends den notwendigen Energieschub gibt um doch noch einmal zwei Kilometer weiter bis zum Abschluss der Tagesetappe zu laufen, auch wenn sich die Beine schon sehr leer anfühlen.

Wichtige wären hier noch Mineralbrause Tabletten zu erwähnen, die dem Oberflächenwasser die notwendigen Salze und Mineralien hinzu fügen, so dass man sich nicht noch weiter entsalzt, als man das mit tageweisem Schwitzen nicht ohnehin schon macht. Vermutlich sind diese Tabletten das wichtigste Nahrungs-(Ergänzungs-)Mittel.

Mückenschutz kauft man besser schwedischen vor Ort. Und sollte man sich für fertige Trekkingnahrung entschliessen (auch nicht effektiver als das Couscous) ist diese vor Ort auch deutlich günstiger, selbst in Abisko, als in unseren Breiten. Outdoor sein ist in Schweden so etwas wie Volkssport und diese Produkte gehören zum täglichen Bedarf.

Last but not least, auch wenn es Arktis ist und oft regnet, Sonnenschutz ist mit das Wichtigste. Wenn der nächste Baum und damit Schatten, drei Kilometer entfernt ist, ist das einfach kein Spaß und wenn man dort eins nicht braucht ist es einen Sonnenstich.

In diesem Sinne, traut euch ….

Kyp.F.

P.S. Ich habe auch schon über einen “GearReview” nachgedacht, kann mich aber noch nicht so recht aufraffen.

 

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