Angeschaut: The Imitation Game

 

 

Unser lokales Programmkino hat mich in Zusammenarbeit mit meiner Angetrauten in The Imitation Game gelockt. Und was soll ich sagen, ich hatte den durchaus preisgekrönten Streifen doch prompt irgendwie vom Radar verloren und das war ein großer Fehler. Als Original mit Untertiteln, vom englischen Filmclub des lokalen Gymnasiums initiiert, leider wie ich glaube ohne den Informatik- Enthusiasten bescheid zu geben, war es ein cineastisch unerwartetes Highlight.

Das Leben Alan Turings, der antitypische Held sowohl der theoretischen Informatik als auch des zweiten Weltkriegs, wird paralell in drei Erzählsträngen, seiner Jugend, dem Durchbruch der britischen Codeknacker im Kampf gegen Hitler-Deutschland und seinem Ende als verfolgem Homosexuellen, gezeigt. Eingebetet wird die Erzählung mit Rückblenden in ein Verhör des untersuchenden Polizeibeamten, dessen Skepsis tatsächlich die Entdeckung der seinerzeit im Vereinigten Königreich strafbewährten Neigungen zu Tage fördert und welches eine starke Anlehnung an einen Turing Test darstellt.

Der Schwerpunkt der Erzählung dreht sich dabei tatsächlich um das Knacken der Enigma Verschlüsselung während des zweiten Weltkriegs in Bletchley Park, im Süden Englands. Hier baut Turing entgegen zahlreicher Widerstände im Film einen “Computer” mit Namen “Christopher” der mittels Rotoren die täglich aktualisierten Einstellungen der Enigma-Verschlüsselung innerhalb definierter kurzer Zeit herauszufinden vermag. Hier weicht der Film vom tatsächlich erfundenen Colossus deutlich ab, vermutlich weil Rotoren auch besser zu beobachten sind, als Röhren.

Nah an der Realität ist der Thriller zum Beispiel mit den Figuren von Alastair Denniston als Leiter der Kryptoanalye in Bletchley Park, dem russischen Spion John Cairncross, der rigiden Geheimhaltung welche so weit getrieben wurde, dass, um das Geheimnis der Code Entschlüsselung von Enigma zu schützen, nur sehr gezielt ausgewählte Aktivitäten der deutschen Wehrmacht torpediert wurden.

Im Abspann wird textuell auf die weithin nicht bekannte Leistung, den Krieg um zwei Jahre zu verkürzen und damit nach Aussagen von Historikern ca. 14 Millionen Leben zu retten, hingewiesen. Ebenso wie die Verurteilung wegen “grober Unsittlichkeit” und die Verurteilung zu einer Hormontherapie, die kurzfristig zu Depression und Suizid Alan Turings mit 41 Jahren führte. Es sollte noch weitere 50 Jahre dauern, bis sein kriegsentscheidendes Wirken öffentlich wurde und die britische Jsutiz hat sich bis zuletzt nicht dazu hinreissen lassen, ihn zu rehabilitieren. Dies bedurfte eines royalen Pardon 2013, in der Alan Turing posthum rehabilitiert wurde. 2016 konnte sich dann auch der Leiter des britischen Geheimdienstes zu einer Würdigung der Leistungen von 1942 durchringen.

Was die bahnbrechenden Grundlagen seiner Arbeit On Computational Numbers, die sich in Colossus als einer ersten technischen Implementierung einer Turingmaschine, manifestierte, angeht, kommt dies im Film meiner Meinung nach etwas zu kurz. Zwar wird Turing als einer der besten Mathematiker seiner Zeit eingeführt, der auch am King’s Kollege Cambridge forschte und lehrte. Dass er mit 24 schon den Grundstein maschineller Berechenbarkeit und damit die Grundlage aller moderner Informatik gelegt hat, wird im Rahmen der Bletchley Park arbeiten oder seiner Jugend- Darstellung aus meiner Sicht dem unvorbelasteten Betrachter nicht klar.

Filmisch – Schauspielerisch ist der Streifen durchaus sehenswert. Bennedict Cumberbatch liefert eine durchaus sehr sehenswerte Interpretation eines in sich gekehrten, authistisch veranlagten genialen Wissenschaftler in jeder Hinsicht am Rande der Gesellschaft. Keira Knightley, als durch geselschaftliche Zwänge weit unter ihren Möglichkeiten bleibende Mathematikerin Joan Clarke, ist ebenfalls ausgesprochen sehenswert – auch wenn ich die unweigerlich gezeichnete Romanze zu einer Alibi Ehe mit Alan Turing – die ihr wissenschaftliche Arbeit ermöglict und Alan Turing die Verheimlichung seiner Neigungen. Im Weiteren finde ich tatsächlich Mark Strong als MI6 Director Stewart Menzies sowie Charles Dance – besser bekannt als Lord Tywin Lennister – als Alastair Denniston ausgesprochen sehenswert.

In diesem Sinne viel Spaß.

Kyp. F.

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