Bildungsauftrag, Lehr-Personal und Personal-Verantwortung: Eine Reflektion

Heute blogge ich anlässlich des tragischen Ablebens eines Geisterfahrers auf der A5. Mittlerweile bestätigte sich der Verdacht, dass dies nicht unabsichtlich gewesen ist – auch wenn die Zeitungsartikel die dies belegen komischerweise nicht mehr zu ergoogeln sind, was vor knapp zwei Wochen noch anders war.

Jetzt mag man sich fragen, was in den F. gefahren ist, dass er dazu unbedingt seinen Senf geben muss. Gäbe es denn in der Türkei und anderswo nicht Dinge, die eher den Senf verdienten … Mag sein dass das andere so empfinden, aber dieser junge Mann war für uns kein Unbekannter, eben keine Randnotiz.

Dieser junge Mann war ein engagierter Nachwuchs-Lehrer, dem wir zu Dank verpflichtet sind, da unter anderem er unserer Tochter zum Auslandsaufenthalt Mut gemacht hat und seine Empfehlung unter anderem den Ausschlag für Oregon gegeben hat. Wir haben ihn als fröhlichen, freundlichen und aufgeschlossenen Menschen kennen gelernt.

Jetzt kann man sich fragen wieso eigentlich so jemand den Lebensmut verliert – Ein wenig Recherche erlaubt zumindest die Ahnung, dass die Art und Weise wie Nachwuchskräfte im Lehramt von Jahr zu Jahr und von Schule zu Schule geschubst werden nicht unwesentlich zur Verfassung dieses Menschen beigetragen hat. Dabei hat er in einem konkreten uns bekannten Fall eine Schule verlassen müssen, an der er ausgesprochen gerne unterrichtet hat.

An der selben Schule ist seit Jahren das Ausfallstunden Thema nicht gelöst, schlimmer noch, unterrichten Lehrkräfte die einen Vortrags-Stil pflegen, der heute nicht mal mehr an den Universitäten Akzeptanz findet, bei welchen Schüler innerhalb kürzester Zeit in den Noten absacken – komischerweise in Fächern die sie bis letztes Jahr blendend beherrschten.

Allenthalben erhält man auf Rückfragen die Antwort dass die Kinder eben mehr lernen müssten oder auf Parties verzichten, welche Ausflucht auch immer.

Seltsam ist nur, dass dieses Versagen nicht im ganzen Kurs-Portfolio zu finden ist, sondern sich an spezifischen Personalien wiederholbar und über die Jahre nachvollziehbar, fest machen lässt. Ein Sachverhalt, der sich seit meiner Schulzeit und diese ist nun fast 25 Jahre her, nicht nachhaltig verändert hat.

Fragen die alle beteiligten Schulleiter nie wirklich beantworten wollten und das ist der eigentliche und in Deutschland immer wieder totgeschwiegene Skandal:

Schlechte Noten sind nicht ein Anzeichen schlechter Schüler, sondern schlechter Lehrkräfte !!! Liebe Rektoren – macht euch das einmal klar. Lehrer, die ihr Handwerk beherrschen, bringen Schülern Dinge bei, die diese nicht können und wobei sie Schwierigkeiten haben, sich diese selbst anzueignen. Wenn das anders sein sollte, dann bräuchte man die Kollegen nicht, sondern eine gute Anleitung zum Selbststudium.

Das ist der viel beschworene Bildungsauftrag ! Und gutes Lehr-Personal kriegt das auch bei weniger begabten, demotivierten und gegebenenfalls auch etwas widerspenstigen Schülern hin. Nichts anderes besagt die Pisa-Studie, auch wenn man diesen Aspekt gerne ausblendet.

Lehr-Personal !!! Diese Vokabel entstammt nicht meinem Vokabular; man mache sich mal bewusst, was dieses Wort vermittelt.

Und werte Rektoren, ihr seit die Personal-Verantwortlichen, dieses versagenden Lehr-Personals. Auch hier sei ein Innehalten und kurzes reflektieren des Wortes Personal-Verantwortung ausdrücklich erwünscht.

Jede Führungskraft ob in Unternehmen, bei Streitkräften oder auf hoher See lernt etwas über Erfolg, die Umsetzung der jeweiligen Aufträge – Ihr erinnert euch, der Bildungsauftrag – und geeignete Mitarbeiterführung ist das wesentliche Mittel des Personal-Verantwortlichen, um diese Ziele zu erreichen.

Die einen Führungskräfte kriegen weniger Geld, die anderen sind schlimmstenfalls nicht mehr am Leben, wenn diese Mechanismen nicht funktionieren. Allenthalben bleibt ein Versagen in der Führungsrolle meist nicht lange ohne Konsequenzen. Der Kapitän kriegt das Feedback ziemlich direkt von der See und muss schlimmstenfalls sein sinkendes Schiff verlassen. Der Vorstand kriegt seinen Vertrag, das Vertrauen entzogen oder schlimmstenfalls die Entlastung Verweigert. Und sogar der Fußballtrainer muss typischerweise eher gehen, als die ganze Mannschaft – so viel Management-Kompetenz hat heute jeder Stammtisch.

Nur Rektoren von Schulen dürfen ungesühnt die Hand schützend über ihre Leistungs- unwilligen Mitarbeiter halten, schieben alle Schuld auf diejenigen, die am wenigsten dafür können – die Kinder – die Ursache, Berechtigung und das Ziel des Bildungs- Auftrags. Und dann ändert sich erstmal Jahrzehnte lang nichts.

Liebe Rektoren ihr tragt aber auch die moralische Verantwortung, und diese wiegt im Falle des verzweifelten Junglehrers nicht eben leicht, denn ihr habt lieber einen guten engagierten Menschen der Tür verwiesen, anstatt den Kräften die auch nach 20 Jahren im Beruf nicht Ansatzweise ihrer Aufgabe gerecht werden einmal die Konsequenzen ihres Tuns klar zu machen.

Ich hoffe sehr dass die Beteiligten irgendwann einmal die Tragweite ihres Tuns erfassen, allein mein Optimismus ist begrenzt.

Fassungslos, F.

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