Blitzathlon

Heute kann man ja allenthalben lesen, dass der gestern statt gefundene Blitzmarathon ein voller Erfolg gewesen ist.

Nunja. 8400 Messtellen und 83000 Temposünder sind pro Blitzer nicht mal zehn Kandidaten. Da würde ich mal annehmen, der regelmäßige Blitzer auf Frankfurts Flughafen- Zubringern hat da nen besseren Schnitt und das obwohl auch da wirklich jeder weiß, dass dort geblitzt wird.

Jetzt könnte man argwöhnen der Erziehungsauftrag sei geglückt. Da jedoch habe ich einen anderen Eindruck und vermutlich mache ich mich mit dem wieder unbeliebt:

Leider konnte ich nicht vermeiden gestern eine längere Strecke zwischen Göttingen und Gießen auf einem der Kontrollschwerpunkte fahren zu müssen. Eine Strecke die ich regelmäßig fahre und kenne. Gestern war ein Alptraum. Ich habe noch nie so viele Idiotische Brems- und Spurwechsel- Aktionen an einem Tag, dazu noch auf so vergleichsweise kurzer Strecke, gesehen. Auf hundert-fünfzig Kilometern bin ich an vier mehr oder weniger schweren Auffahr- Unfällen vorbeigekommen. Ein trauriger Rekord auf dem kurzen Stück. In den zig Kilometer langen Staus, die sich daraus ergaben, wurden sicher keine Geschwindigkeiten übertreten. Der Zusammenhang zwischen Panik- Bremserei und Auffahr- Unfall ist doch augenfällig.

Ich frage mich wirklich ob jemand den Sachverstand und den Mut hat, die tägliche Unfallstatistik für diesen Tag zu erheben und neben die Durchschnittswerte zu legen. Vielleicht kommt den Chefbelehrern die Idee, dass es auch anders gehen muss.

Wenn ich von mir aus gehe, dann fahre ich durchaus gerne zügig, habe aber in Frankreich zum Beispiel keinen größeren Stress damit, acht Stunden lang hundert-dreißig zu fahren. Der Tradeoff ist dort, dass es flüssig geht und man gut durchkommt, selbst bei hohen Verkehrsdichten, die zweifellos auch ihre Grenzen haben-spätestens in den französischen Sommerferien.

Gestern in Deutschland war zu sehen wie es nicht funktioniert. Es gab keinen “common sense”, die Grund-Gereiztheit führte zu Dauergeschwindigkeitsunterschreitungen, losen Nervenkostümen und teils panikartigen Bremsaktionen, weil irgendwo ein Mensch mit einem Spazierstock 500 Meter weiter steht. Dass derjenige im Tempo 90 schon nur 80 fuhr tat nichts zur Sache.

Das Ganze als Erfolg zu verkaufen finde ich nicht eben hilfreich. Wann ist denn der Tag des eingehaltenen Sicherheitsabstandes oder der rausgefischten trotz Überholverbot überholenden LKWs … Mit vergleichbarem Aufwand würde man hier sicher auch sehr erhellende Erkenntnisse gewinnen.

Aber die stehen natürlich nicht so im Fokus wie der Tempowahn.

kyp.f.

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