Übers Abnehmen

“Holla, was schreibt der da!” Mag jetzt wer denken, der mich nur oberflächlich kennt. Das klingt so plausibel wie die Vegetarier- Tipps vom Metzger. Und doch, beim zweiten Blick, hat sich ganz schön was getan dieses Jahr und das ist weder politisch noch technisch sondern in höchstem Maße persönlich.

Trotzdem möchte ich ein paar dieser Erfahrungen und Wendungen hier teilen, da es sicher eine Menge Leute mit ähnlichen Problemchen gibt und ehrlicherweise hatte ich mindestens 35 von diesen Problemchen – von welchen die ersten 15 nicht mehr da sind.

Stoffwechsel-seitig gab es Anfang des Jahres einen Schuss vor den Bug, der im wesentlichen tatsächlich zu einer deutlich bewussteren Ernährung geführt hat. Ich darf bestimmte Dinge einfach nicht mehr zu mir nehmen, da das Risiko einen schmerzhaften Zwischenfall zu provozieren, damit astronomisch steigert. Wie blöd.

In einem Nebensatz sagte der Arzt, dass ein wenig abnehmen auch nicht schlecht wäre, aber bloß nicht zu schnell, da das die positiven Veränderungen der Ernährungsumstellung wieder eliminiert.

Ein paar Wochen in die bewusste Ernährung hineingezoomt stellte sich erstaunliches heraus. Es war teilweise ziemlich mit Essen beschäftigt um nicht viel zu schnell ab zu nehmen. Nach 9 Monaten kristallisieren sich ein paar wesentliche Erkenntnisse:

  • Diäten sind Mist. Ich darf nur Dinge verändern, die ich auch verändert beibehalten kann und will. Alles andere wirft einen mehr zurück, als es denn jemals geholfen hat.
  • Keine Dogmen aufstellen. Dogmen sind der Ziele Tod, denn die damit verbundenen Negativ-Erlebnisse werfen einen ebenfalls zurück. Es gibt in meinem Fall gute Gründe Alkohol und Kartoffelchips total zu verbannen – Ich kam in den letzten 9 Monaten auf 2,5 Gläser Wein und die haben mich nicht umgebracht. Man muss sich auch mal was gönnen können.
  • Eigentlich als Erstes (!!!) eine gescheite Waage kaufen  – der zentrale Tipp an alle die ernsthaft abnehmen wollen. Ich hatte lange so eine Mondwaage und die hat das Wiegen zur Qual gemacht. Auch kenne ich das Gefühl, dass einen die Waage gängelt und eh nichts bringt und dass man denkt, ohne sowieso besser dran zu sein. Mit einem genauen Feedback hat sich die Einstellung zum Wiegen drastisch geändert und ich sehe sofort was mir gut tut und was nicht.  Nebenbei sagt einem das Ding wie viele Kalorien Grundumsatz man gerade hat – sehr hilfreich wenn man sich doch mal ein Extra- Steak rein hauen möchte 😉
  • Ich führe jetzt tatsächlich Buch über Gewicht, Körperfett und neuerdings sogar meinen BMI – den ich aus gutem Grund zwar für ziemlich fehlinterpretiert halte, andererseits stellt er einen Proportion- Faktor dar, der zumindest einen Anhaltspunkt für das Tempo der Veränderung gibt. Ich kriege nicht nur kurzfristiges Feedback, sondern kann mich auch mit einer vermutlich natürlichen Varianz in der Entwicklung besser arrangieren. Die Liste ist der Kondensationspunkt der Erfolgserlebnisse – und daher hilft sie sehr.
  • Gesund Essen ! Frisches Zeug – eigentlich eine Binsenweisheit. Wie weit man sich von der mit all dem Convenience-Food entfernt gehört zu den Marketing- technisch am besten gesteuerten Prozessen der Welt. Letzte Woche habe ich aus Krankheitsgründen tatsächlich eine Konserve geöffnet – war das eklig. Ich hätte nie gedacht wie sehr sich der Körper daraufhin einstellt.
  • Wenn es dann doch ums Abnehmen und nicht um das Umstellen geht, klare kleine Ziele setzen. So ähnlich wie die anonymen Alkoholiker. Ich will nicht alle 35 Kilo auf einmal abnehmen (oder mehr?) – Das sieht ja wie ein unüberwindliches Hindernis aus. Ich will immer nur das nächste, oder die nächsten zwei Kilo abnehmen. Dafür hab ich dann ein paar Wochen Zeit und im Zweifel ist man früher fertig als erwartet.
  • Sicher darf man auch über Fernziele nachdenken, aber auch hier gilt nicht übernehmen. Mein erstes Fernziel war der Stand den ich 2002 hatte, auch weil es eine schöne Runde Zahl war – Das war fern genug und langsam dürften mir die tollen Hosen von damals wieder passen. Anfang Oktober war ich so weit und jetzt ist es an der Zeit sich langsam das nächste Fernziel zu setzen. So etwas wie wieder zweistellig zu sein, kann ich mir danach noch immer als Ziel setzen.

Alles in allem also keine dramatischen Veränderungen. Kein Hungern – keine Entbehrung – nix. Nur aufpassen was man eigentlich isst. Und noch viel mehr aufpassen was man eigentlich denkt.

Abweichungen bewusst als Ausnahme zulassen und besonders genießen und sich danach wieder auf das Fokussieren was einem gut tut.  Erstaunlicherweise Verändert sich auch die Wahrnehmung der Ausreißer – sie liefern oft gar nicht mehr das erwartete Genuss- Erlebnis und man nimmt zuweilen schon einmal das, was man sich eigentlich damit an tut, auch sehr direkt wahr. Das Gefühl hatte ich am Wochenende bei einem Stück Torte, wo ich danach dachte, ach eigentlich hätte es eine Nussecke auch getan und vermutlich hätte sie mir besser geschmeckt.

Gut, viel Alkohol hab ich vorher schon nicht zu mir genommen und der Verzicht auf Kartoffelchips fällt mir schwer. Sodapops sind von der Speisekarte verschwunden. Und wegen dem Stoffwechsel- Thema stehen auch Hülsenfrüchte recht weit oben auf der “Vermeiden”- Liste.

Statt dessen kommt der Kaffee aus dem Museum statt aus der Instant- Fabrik. Leitungswasser hat einen völlig neuen Stellenwert, angereichert mit Traubensaft aus dem Garten.Fleisch nur regional und mager. Bei Wurst ein klarer Fokus auf Salami und Schinken, Bratwurst vom Reh. Gemüse und Obst nimmt auch deutlich mehr Raum ein, die Kartoffel und Reis verdrängt die Pasta – studentisches Grundnahrungsmittel Nr. 1. Ich liebe Pasta 😉 Wenn schon Pasta, dann frisch. Weißes Mehl wird durch Dinkel und Vollkorn ersetzt. Klingt alles gar nicht so spektakulär.

Zur Zeit bewege ich mich nur mäßig mehr als früher – bisher lässt mir mein Beruf auch wenig Zeit für die Dinge die mir hier Spaß machen. Es ist der Punkt absehbar, ab dem es nur noch mit deutlich mehr Bewegung weiter geht, aber die macht dann ja vielleicht auch wieder mehr Spaß. Klettern gehen, mit einem Sack Zement auf dem Buckel, dürfte auch den begnadetsten Kletterern wenig Freude bringen 😉 Schade dass die Wandersaison gerade “den Bach runter geht”.

kyp.f.

 

2 thoughts on “Übers Abnehmen

  1. Holla was schreibt der da dachte ich tatsächlich 😉 War ich doch in der Vergangenheit häufig der Nutznieser beim Verzehr größerer Pastaberge..
    Spannend deinen Rückblick zu lesen. Ist ganz schön schwer mit den Gewohnheiten zu brechen. Bei mir ist es weniger das Essen sondern die Bewegung. Ich habe einen Haufen Schweinehunde erschlagen müssen, bis ich mich endlich an 2x Sport die Woche gewöhnt hatte. Aber irgendwann kommt der Punkt an dem es selbstverständlich wird und danach läufts dann – hast du ja auch erlebt. Dann wünschen wir uns mal gegenseitig weiter gutes Gelingen 😉

    Übrigens: Wenn du bewegungsmässig gelegentlich noch einen drauflegen willst, denk doch mal einen Fernwanderweg an.. ich hätte nichts gegen Begleitung. Wir laufen auch ohne Zementsäcke 😉

  2. Da hab ich allen ernstes schon mal drüber nachgedacht 😉 Allein mich scheuen da noch so ein bisschen die Höhenmeter. Strecke geht mittlerweile ziemlich gut – aber wenns über mehr als 500 Höhenmeter am Tag kommt, dann hab ich da noch so meine liebe Not damit.

    Andererseits erledigt sich das ja vielleicht im Laufe des Winters.

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.