Reingeschaut: Downton Abbey

Neulich auf dem Grabbeltisch sind wir über die erste Staffel der britischen Fernsehserie “Downton Abbey” gestolpert und als Medien- Konserven- Konsumenten mit Freude an britischem Understatement dachten wir uns: “Kann nicht schaden!” und packten die DVDs ein.

Was ein Glücksgriff: …

Ein aufwändig produziertes Meisterstück, von Masterpiece und Carnival Films – zuerst ausgestrahlt in UK von ITV. Eine Geschichte um die dramatischen Veränderungen in einem englischen Adelshaus nach der vorletzten Jahrhundertwende. Ein familiärer, scheinbar authentischer und ausgesprochen liebevoll produzierter Blick hinter die Kulissen der traditionell verhafteten Familie des fiktiven Earl of Grantham, Sir Robert Crawley und ihrer Bediensteten.

Die Earls of Grantham konnte man gefahrlos zitieren ohne eine lebende Adelsfamilie zu brüskieren, da der letzte von ihnen 1730 verstarb und die Grafschaft Grantham um Boston in Lincolnshire anderweitig als Lehen vergeben wurde.

Alles in allem nehmen die verschiedenen Stränge des Dramas ihren Lauf, als ein berüchtigter Erbfolgevertrag in Kraft tritt, nachdem der Earl und ihre Ladyschaft ausschließlich Töchter zeugen und auf Grund diverser Todesfälle in der Erbfolge ein entfernter Cousin dritten Grades auf das Erbe vorbereitet werden soll. Skandale und Skandälchen die den Ruf der Familie zu schädigen drohen und die Aussicht auf eine standesgemäße Hochzeit der Töchter, sowie zahlreiche Intrigen in der Dienerschaft, welche ebenfalls nicht dem Ruf des Hauses zuträglich sind, nehmen ihren Lauf.

Der Ausbruch des ersten Weltkriegs (2te Staffel), sowie die ausbrechende Weltwirtschaftskrise (3te Staffel) vereinfachen die Situationen nicht eben und man durchlebt die recht nahe beieinander liegenden Höhen und Tiefen des Familienlebens intensiv mit.

Im authentischen Set des Highclere Castle in Hampshire wird aufgespielt – meiner bescheidenen Meinung nach insbesondere die grandiose Maggie Smith als Großmutter der Crawleys – Kusine Violett Crawley, Dowager Countess of Grantham und die überaus bezaubernde Michelle Dockery als Lady Mary Josephine Crawley. Auch Jim Carter als Butler Charles Carson kann überaus überzeugen. Mir ist klar dass ich vielen aus dem Cast unrecht antue, sie hier nicht zu nennen – aber die persönliche Note sei mir gestattet. Insbesondere Michelle Dockery glänzt mit jenem tiefen Ausdruck den scheinbar nur eine umfassende Theaterkarriere lehren kann und den man bei vielen Schauspielern, die ihren Weg nur im Film gefunden haben, so sehr vermisst.

Insbesondere Cast und Kulisse machen die für mich Serie zu einem absoluten Top Titel.

Ich will nicht weiter spoilen, nur die Frage auf werfen wieso ein in medialer Hinsicht relativ kleines Land wie das vereinigte Königreich, es ebenfalls immer wieder schaft so herausragende AAA Serien hervor zu bringen, während Deutschland mit seinem Milliarden- schweren Apparat der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten als einziges Higlight den Tatort hin kriegt? Was soll denn hier konkurrieren? Die Wanderhure (‘tschuldigung)? Oder die Borgia? Letztere konnte man immerhin noch zwei Wochen in der Mediathek anzappen bevor sie in der Versenkung verschwanden. AAA- Kosten? Immerhin kann man die Gebühren- Kohle ja für “Wetten dass?” und Übertragungs- Rechte verbrennen, welche beide ebenfalls wenig mit dem öffentlich rechtlichen Bildungsauftrag gemein haben.

Wieso gute Fernsehserien nur im angelsächsischen Sprachraum produziert werden, ist und bleibt mir ein Rätsel.

kyp.F.

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