Azubis Ablösen – Und noch ein Schritt zurück

Hans Peter Wollseifer, seines Zeichens Handwerkspräsident komplettiert gerade die Rolle Rückwärts, welche die Demokatieverdrossenen Politiker nach der EU Wahl gerade allenthalben zum besten geben.

Der Mann verlangt allen ernstes eine Ablösesumme für fertig ausgebildete Azubis. Noch deutlicher kann man eigentlich nicht dokumentieren, dass man nicht Ansatzweise weder die Rechtsordnung in der man lebt, noch die Zeichen der Zeit, erkannt hat.

Als ein Mensch der sich auf nachdrücklichen Wunsch der IHK durch die Untiefen der AdA Ausbildung gewühlt hat, stellen sich mir die Haare zu Berge (und damit ist nicht die Programmiersprache gemeint, auch wenn der Gedanke bei mir nahe liegt).

Zuallererst hat jeder Azubi, so er denn ausgelernt hat, das Recht zur freien Berufswahl. Diese hat er mitnichten durch einen Vertrag abgeändert. Herr Wollseifen legt allen Ernstes ein Verständnis nahe, dass eine Ausbildung irgendwie mit einer vorzeitigen Vertragsauflösung bei einem längerfristig verpflichteten Sportprofi vergleichbar wäre. Dabei verkennt er völlig, dass der Azubi mit Beendigung seiner Ausbildung seinen Vertrag erfüllt hat und mit nichten das Unternehmen betreten darf, sollte nicht eine sofortige Übernahme gewünscht sein.

Dass der Betrieb in die Ausbildung investiert hat, ist Zweifellos richtig. Jedoch ist mir nicht bekannt, dass sie irgendein Betrieb zur Übernahme der Auszubildenden im Vorfeld verpflichtet. Eher das Gegenteil ist ebenso häufig der Fall. Der gute Herr Handwerkspräsident fordert also nicht mehr und nicht weniger als die fundamentale Besserstellung der Betriebe gegnüber den Auszubildenden.

Was er dagegen völlig aus dem Auge verliert ist, dass auf dem Arbeitsmarkt Wettbewerb herrscht. So lange das ein Wettbewerb unter den Arbeitnehmern war, hat man das wohlwollend in Kauf genommen. Jetzt, da sich die Arbeitsmarkt- Situation ausnahmsweise einmal zu Gunsten gut ausgebildeter Menschen dreht, kommt das Handwerk also augenscheinlich nicht mehr mit dem Wettbewerb zu recht.

Wenn man seine gut ausgebildeten Azubis also behalten möchte, dann sollte man schlicht und ergreifend konkurrenzfähige Angebote unterbreiten und den jungen Menschen frühzeitig Perspektiven bieten. Dabei geht es durchaus auch darum wie sich Arbeit gestaltet und organisiert – wie er bei seiner AdA Ausbildung sicher gelernt hat, spielt intrinsische Motivation hier eine viel größere Rolle als Extrinsische – wie. z.B. Geld.

Die Forderung von Herrn Wollseifer dokumentiert IMHO also nichts anderes, als dass die Betriebe den Ausbildungsrichtlinien der Kammern wohl nicht so nach kommen wie sie es sollten, die Azubis eben nicht so behandelt werden, dass sie gerne bleiben möchten, dass sie vielleicht keine spannende Tätigkeiten in ihrer Ausbildung kennen lernen und viel mehr, was junge Menschen dann sofort dazu motiviert sich um zu orientieren.

Ganz vielleicht dokumentiert diese Haltung auch ein Gesellschaftsbild, das sehr früh aus dem letzten Jahrhundert stammt. Und dass man mit noch mehr Gesetz und Verpflichtung zur Bindung die Menschen in eine Richtung zwingen kann, für die man als Verantwortlicher nicht die notwendigen Hausaufgaben gemacht hat. Schrei nach Regulierung, statt der eigenen Verantwortung nach zu kommen. Ich kann es nicht mehr hören.

Vielleicht sollten sich die Handwerkskammern darin üben, ihren Betrieben Handlungs- Optionen auf zu zeigen, wie man auch junge, gute, frisch hoch qualifizierte Arbeitskräfte nach dem Abschluss ihrer Ausbildung hält. Das steht dann zwar nicht so prominent in Spiegel Online, sondern wieder nur in einer Broschüre die wieder niemand liest, aber man hätte zumindest vor der eigenen Tür gekehrt.

Mitarbeiter verlassen Führungskräfte und nicht Unternehmen.

Kyp. F.

One thought on “Azubis Ablösen – Und noch ein Schritt zurück

  1. Tja Frank,

    damit befindet er sich ja leider in bester Gesellschaft. Wann immer es darum geht Kosten (oder eben entgangene Gewinne) zu sozialisieren stehen solche Vollpfosten sicher Gewehr bei Fuß.
    Ich halte da viel vom Bohlen-Motto: “Du bist alles, was wir hier nicht brauchen.” – angewendet auf solche Verbalausfälle.

    BR
    Markus

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