Musings on Supplier Benchmarking

Aktuell verdaue ich die Ergebnisse eines größeren Projekt- Benchmarks. Eine Erfahrung, die ich durchaus mal wieder teilen möchte. 

Grundsätzlich laufen IT- Projekte ja irgendwie nach Schema F. Der Kunde stellt eine Anforderung, ein Systemhaus oder auch der präferierte Hersteller steigen in den Ring und es werden zahlreiche Lösungen angeboten und man entscheidet sich im Zweifel wieder für das vermeintlich günstigste Angebot oder eben doch für die Lösung die im Zweifel schon vorher auf Grund der installierten Basis fest stand. 

Was aber ist günstig? Vor dem Hintergrund habe ich ein neu anstehendes größeres Projekt zur Erschließung eines Footprints im Rechenzentrum zum Anlass genommen, die üblichen Verdächtigen an zu schreiben und sie mit unseren Vorstellungen zu konfrontieren. 

Die Eckdaten sind schnell umrissen. Auf Basis unseres aktuell betriebenen Plattform Clusters ging es darum einen Building Block zu konzipieren, der im wesentlichen die Nettokapazitäten von 1.5 TB Speicher für virtuelle Maschinen bereit stellt, 190 TB netto Storage bei min. 60.000 IOPs beinhaltet und in unser aktuelles Betriebskonzept zu integrieren ist. Für alle diejenigen die sich darunter wenig vorstellen konnten, gab es ein Grobkonzept auf Basis unserer existierenden Infrastruktur, die ähnliche Parameter bereit hält. Das war es an vorgaben. 

Da ich ja IT- Service fokussiert bin sind die Benchmark Kriterien zunächst ausschliesslich die TCO Kosten für das GB Storage oder virtuelle Maschine pro Monat. Danach gibt es noch einmal ein technologie Scoring in dem auch die Kosten für einzelne Ressourcenblöcke bei einer Plattform- Skalierung und der einsatz neuer Technologien bewertet werden. Letzteres ist tatsächlich im aktuellen Fall nice to have, hat aber die Ergebnisse nur unterstrichen und nicht etwa beeinflusst. 

Tatsächlich waren die anbietenden Systemhäuser sowie ihre Technologiepartner und Hersteller frei in der Wahl ihrer Mittel und ich war einfach nur neugierig auf die Ergebnisse. Wir wissen, dass wir eine gute Lösung haben, aber vielleicht ist ja doch noch einmal jemand schlauer als wir und hat eine noch bessere Idee. Insofern waren die Randbedingungen erst einmal offen. 

Zunächst waren die Rückmeldungen verhalten. “Was will der?” Jedem Interessenten haben wir sowohl unsere Brainstorming Unterlagen zukommen lassen, als auch die Gelegenheit in einem Briefing Workshop den Status quo vorgestellt zu bekommen und alle möglichen Rückfragen zu stellen. Die Hersteller wurden gebeten während der Benchmark Phase alle Anfragen der von uns benannten Systemhäuser gleichwertig zu bedienen, um auch eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.

Eine Runde Workshops later, lässt sich der Rücklauf (mit einer Ausnahme) so beschreiben, dass die Consultants mit schirem Unglauben auf uns zu gekommen sind. Grundsätzlich lief es darauf hinaus, dass unsere vorhandene Umgebung ja nicht funktionieren kann und dass man das ja heutzutage so oder so machen müsste. Die Tatsache, dass das eine Plattform ist, die bei uns seit vier Jahren produktiv läuft und neben den Performance- Themen auch insbesondere ihre dynamische skalierbarkeit unter Beweis gestellt hat, hat erst mal wenig beeindruckt.

Was man genau “heutzutage so macht” hat sich dabei durchaus drastisch unterschieden. 

Die erste Erkenntnis: Consultants beraten das was sie gut können oder wo sie prächtig dran verdienen und das ist nicht das Consulting. Das Hinterfragen unseres Bedarfs beschränkte sich rein auf Terrabyte und IOpS und fertig. 

Entsprechend kamen dann auch eine ganze Latte an schlüsselfertigen Baukästen um die Ecke, die mittels hoffnungsloser Überprovisionierung es dann auch fertig brachten Archivdaten auf Enterprise SSDs zu parken. Diese deduplizieren ja so schön. 

Mit dem Feedback, dass ich auch einfach auf der Webseite von Dell ein Häckchen machen kann und dass ich mir von einem Presales und der Abfrage unserer Bedarfe etwas anderes verspreche bzw. dass im Briefing schon der Tiefgang drin war, dass sie sich nicht mit diesen Vorschlägen hätten blamieren brauchen, kamen dann doch auch nicht alle zurecht. 

Manche nahmen es sportlich und gingen mit der Bitte sich doch mal “außerhalb der Box” frei von alt hergebrachten Glaubenssätzen auf dem aktuellen Stand der Technik Gedanken zu machen nach Hause und fingen an zu arbeiten. Damit setzte sich ein mehrmotaiger Prozess in Gang in dem aktuelle Lösungen auf den Tisch – und wieder davon runter kamen, bis die verblieben vier Systemhäuser mit den drei Herstellern im Hintergrund doch mehr oder weniger tragfähige Konzepte auf den Tisch ghelegt haben. 

Das Feedback dabei war wirklich erstaunlich:

  • Unsere Umgebung ist so “optimiert” dass es scheinbar nichts gibt, was dem auch nur Ansatzweise nahe kommt. 
  • Kein Bestandskunde Kunde hat jemals so einen Druck gemacht auch einmal Innovation zu denken. 
  • Ebenso hat kein Bestandskunde Kunde so einen Überblick darüber was in seiner aktuellen Umgebung von statten geht und wie sich seine Systeme im Lauf der Zeit entwickeln. 
  • Die Konzepte liegen preislich bis zu Faktor vier auseinander. 
  • In der TCO Betrachtung pro GB VM findet sich der Faktor wieder. 
  • In der TCO Betrachtung pro GB Storage spreizt sich das bis zu Faktor SIEBZEHN!
  • Mit klassischen Lösungskonzepten geht es bei dem Faktor 17 erst los. 

Und drei der vier Systemhäuser die bis zum Schluss dabei geblieben sind, haben tatsächlich spannende, innovative und sehr bemerkenswerte Konzepte abgegeben. Ein Fall interpretiert unser vorhandenes Betriebskonzept auf sehr zukunftsorientierte Weise, gerade hinsichtlich neu aufkommender Hauptsoeicher Technologien, wirklich neu und das nahezu Kostenneutral (5% Mehrkosten). 

Gerade den zweiten und dritten Punkt finde ich sehr bemerkenswert. Was sagt das über die Qualität meiner Zunft aus? Tatsächlich entlastet das die Berater ein bisschen, von der Schema- F Kritik, da die Kollegen letztenendes oft mit dem Arbeiten müssen, was sie an Information erhalten.

Aber warum sind andere IT-Leiter und Infrastruktur- Schaffende so Workload- agnostisch? Hier würden mich Rückmeldungen durchaus interessieren. 

  • Werden die Kollegen nicht in die Business Strategie ihrer Unternehmen eingeweiht? 
  • Werden die Anforderungen der Fachabteilungen 1:1 übernommen und nicht auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragt?
  • Kommen diese dann genau so 1:1 vom Softwarehersteller, der mit dem selben Mengengerüst schon alle anderen Fortune 500 Unternehmen beglückt hat? 
  • Wird technische Information und Plattform- Effizienz ausgeblendet? 
  • Sind interne Kosten nicht transparent und irrelevant?

Fragen über Fragen. 

Ich für meinen Teil fühle mich sehr bestätigt und werde das das nächste mal gerade noch einmal so machen. Bis dahin mache ich mich an die Arbeit um die Budgetfreigabe für die Mehrkosten des Zukunftsorientierten Ansatzes durch zu boxen. 

In diesem Sinne, KyP. F.

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