Reingehört: Konstantin Wecker – Ohne Warum

Gestern Abend live im ZAP, Konstantin Wecker auf seiner aktuellen Tour “Ohne Warum”. Ich gehe gerne in das ZAP, ganz grundsätzlich, weil ich es gut und wichtig finde, lokale Kultur- Angebote im ländlichen Raum auch zu nutzen. Nur wenn sie genutzt werden, bleiben sie bestehen.

Dabei bin ich immer wieder begeistert, wen es dann tatsächlich auf den Hunsrück verschlägt. So also gestern Konstantin Wecker:

Der Dichter und Rebell bleibt sich treu. Sicher keine leichte Kost, wie ich finde. Liedermacher wie Wader oder Mey finden vielleicht harmonischere Töne. Aber das weiß man bei einem Wecker- Konzert ja vorher. Und so bin ich doch sehr gespannt in den Abend gestartet. …

Das Konzert war vom Feinsten. Mit Abstand das Beste was ich lange gehört habe. Dabei haben Weckers Lieder an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil. Wenn man in Weckers Repertoire nicht sattelfest ist, kann man bei den Songs nicht wirklich sagen ob sie gestern oder vor dreißig Jahren geschrieben wurden. Und sie rütteln mehr auf denn je. Vielleicht ist es auch notwendiger denn je (zu meinen Lebzeiten) für Menschlichkeit, Toleranz, Frieden, soziale Gerechtigkeit und ein liebevolles Miteinander zu singen.

So viel zum Inhalt.

Musikalisch ist diese Tour einmal mehr eine Offenbarung. Über Jo Barnikel als Support an den Tasten … und Percussion und Gitarre … braucht man eigentlich nicht viel schreiben. Er ist vielleicht der beste moderne Pianist, den man aktuell in Deutschland finden kann. Dazu gesellen sich Cynthia Nickschas, Jens Fischer und Fany Kammerlander. Und alle fünf brennen ein Feuerwerk ab, das mich bei den eher getragenen Studio Klängen der Wecker Alben so völlig unerwartet getroffen und das Konzert doch zu einem sehr emotionalen Erlebnis gemacht hat.

Fany Kammerlander an Cello und Bass ist sicher eine sehr gute und virtuose Musikerin, die auch ihre Punkte zielsicher setzt. Jens Fischer als ehemaliger musikalischer Leiter der Blue Man Group und ExPunk zaubert im Wesentlichen einen Percussion Klangteppich, den ich so mit Sicherheit ebenfalls noch nicht gehört habe und Cynthia Nickschas ist schlicht und ergreifend eine Entdeckung. Gut, Weckers Entdeckung, in der Fußgängerzone – was eine Geschichte – in der sie seine Lieder gespielt und ein bisschen den Neid auf Wader und die vielen Lagerfeuer-Gitarren-Gesänge gelindert hat.

Alle zusammen sind eine unglaublich stimmige und Energie- geladene Live- Combo, die sich über die mehr als drei Stunden immer wieder steigert, über sich hinaus wächst und eine wunderbare Brücke  zwischen klassischem Liedermachen und sehr rockigem modernen Sound baut. Das habe ich in dieser Konsequenz nicht erwartet und es hat dieses Konzert sicher zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Ich bin gespannt, ich hoffe, dass Cynthia einer neuen Generation Liedermachern den Weg bereitet – die ich so sicher noch nicht wahr genommen habe.

Kyp.F.

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