Reingeschaut: The Expanse

Vor einiger Zeit sagte ein sehr guter Freund mal, dass ich unbedingt Battle Star Galactica, die neue Serie, schauen müsste. Das wäre der neue “heiße Scheiß”. Ich hab es dann gebingewatched, war hinein gesaugt und es war das beste was ich im Genre seit langem gesehen habe.

Bis jetzt:

Seit einiger Zeit geistert “The Expanse” durch meine Feeds und irgendwie habe ich mich davor gedrückt – Angst vor einer Enttäuschung – bis jetzt. Im Corona Urlaub gab es dann die ersten drei Staffeln auf Blu-Ray und was soll ich sagen? Das ist der neue “Heiße Scheiß”. Und ich bin kurz davor in die Streamingfalle zu tappen, nur um nicht auf die nächsten Scheiben warten zu müssen.

Aber der Reihe nach – und ich versuche nicht zu spoilern: Die Serie basiert zunächst auf der gleichnamigen Buchreihe von James S.A. Corey (Pseudonym von Daniel Abraham und Ty Franck) mit der ersten Ausgabe “Leviathan Wakes” der sich auch in der gleichnamigen Serienfolge wieder findet und auf die Ereignisse auf dem Asteroiden Eros an spielt.

Das wirklich faszinierende an The Expanse ist, dass die Annahmen die über aktuelles Verständnis von Physik und Technik hinaus gehen, sehr spartanisch verwendet werden und sich tatsächlich der Löwenanteil der vorgestellten Welt in einem nahezu machbar erscheinenden Szenario bewegt – wenn man von der Effizienz der “Eppsteindrives” einmal absieht.

Keine magischen Energieschilde, keine fancy Strahlenwaffen mit Energiebudgets jenseits von Gut und Böse und auch erstmal keine tentakeligen Außerirdischen sondern alleine der Mensch und sein Sonnensystem. Und auch der extrasolare Gamechanger, der in unserer Gravitationssenke eingefangen wird, tritt zunächst nur in homöopathischen Dosen auf. Also alles in allem die für mich faszinierendste Form von Science Fiction, in welcher der Mensch mit seinen Art erstmal alleine klar kommen muss und die sozialen wie ökonomischen Herausforderungen ungebremster Gier zu immer neuen und ungeahnten Spannungen und zuweilen deren nicht ganz friedlicher Entladung führen.

Das führt in diesem Universum zu einer sehr interessanten Form von Neokolonialismus, die in ihren Effekten und Auswirkungen nicht unbedingt darauf hin deutet, dass in den letzten 500 Jahren irgendwer irgendetwas gelernt hätte.

Mit dem auftauchenden – Vorsicht Spoiler – Protomolekühl heitzt sich die Gesamtsituation dann auch zügig auf. Damit will ich es dann auch an Spoilern belassen.

Was mich wirklich in den Bann gezogen hat sind die irren Spannungsbögen die sich zum einen in den wirklich irren Characterentwicklungen nieder schlagen. Amos Burton, gespielt von Wes Chatham gilt mit seiner Rolle schon heute als der ambivalenteste und vielschichtigste Character, den das Genre bisher hervor gebracht hat. Eine Freude zu zu sehen. Auch die Änderungen welche Roberta “Bobbie” W. Draper, gespielt von Frankie Adams, durchlebt suchen ihres gleichen … nur um einmal zwei Charaktere heraus zu picken, auch wenn es eigentlich jeder zweite aus der Serie verdient.

Die Szenerie der Serie ist dazu in weiten Teilen den klaustrophobischen Verhältnissen von Raumschiffen angemessen und spielt in entsprechenden Brücken, Docks, Maschinenräumen oder Galleys. Ein wirklich schöner Aspekt dabei ist die Lösung des Gravitations- Themas unserer Raumfahrer. Auch hier keine magische Bodenbeschichtung, sondern bei größeren Schiffen schlicht der Fakt, dass die Masseverzögerung entgegen der Richtung des Triebwerksschubs wirkt und die Decks vertikal zum Schiffsrumpf angesiedelt sind und eben zu einer Kraftwirkung auf den Triebwerk- seitigen Bulkheads liefern. Entsprechend verschachtelt ist die Innenarchitektur und die sich daraus ergebenden Situationen.

Auch bei Außenaufnahmen kommen in weiten Teilen die “unendlichen Weiten” oder zumindest nach kurzem Flug abseits der planetaren Orbits die ausgesprochen kühle Leere des Alls mit all seinen Unannehmlichkeiten zum Zug. Einzig planetare Außenszenen bringen hier ein bisschen klar definierten Horizont – allerdings merkt man hier dann schon das Serien- Setup aber Erstens spielt das kaum eine Rolle und zweitens bin zumindest ich dann schon an dem Punkt hier alle Augen zu zu drücken und mich auf die Nächste Schlacht zwischen Erde und Mars zu freuen.

Also alles in allem ein echter Hingucker in Sachen Act, Schiffdesign, orbitale Mechanik und was eine geniale Science Fiction Serie so braucht. Unbedingt anschauen, falls ihr das noch nicht getan habt.

Kyp. F.

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