Wahlkampf und der Landarzt

Dieser Tage fahre ich ja nun Corona bedingt selten durch die Gegend und wenn hat man ja mittlerweile ein bisschen Muse um rechts und links zu schauen. Und dieser Tage künden auffallend viele Plakate von der nahenden Landtagswahl und feilschen um mein Wohlgefallen.

In dem allgemeinen Getümmel von Nichtssagendem Personenkult sticht ein Slogan unangenehm hervor. “Damit der Landarzt nicht nur im Fernsehen kommt!” – dezentes Blau. Ich muss mehrmals daran vorbeifahren um es nicht angewidert ab zu tun und im Kleingedruckten die CDU als Urheber dieser Dummheit zu identifizieren.

Ehrlich? Fischen wir soweit am braunen – knallblauen Rand? Aber wieso? mag sich der ein oder andere Leser fragen?

Um hier die medizinisch ausreichend versorgten Stadtbewohner einmal ein zu fangen – es ist tatsächlich ein zunehmendes Problem auf dem Land die allgemein ärztliche Versorgung sicher zu stellen. Aber gerade die CDU ist mitnichten unschuldig daran. Es liegt ja nicht an der Landesregierung hier Abhilfe zu schaffen sondern an lange fehlenden Reformen der Krankenkassen und ihrer Privilegien – die es nachhaltig schaffen dass das betreiben einer allgemein ärztlichen Praxis auf dem Land nur noch etwas für Enthusiasten ist.

Wer genau drückt denn da seit bald zig Jahren die Refierungsbank?

Möchte man davon ablenken und behaupten, dass es im förderalen System keine lokalen Anreize gibt, sich als Arzt eben doch nieder zu lassen? Mitnichten. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Aktivitäten die lokale Politiker aller Parteien bis zu den Grenzen des Verwaltungsrechtlich gerade noch eben Legalen ausreizen um Nachwuchs aufs Land zu bringen.

Aber keine Starthilfe, Ansiedelungsprämie, Steuererleichterung schafft es Stand heute die Unattraktivität dieses Berufes zu lindern. Unklare wirtschaftliche Aussichten, hochgradige Regulierung des Abrechnungswesens, extrem hohe Betriebsrisiken bei gleichzeitig hochgradig reguliertem Markt?

Jeder der sich hier wundert sollte sich mal mit einem älteren Arzt in seinem Bekanntenkreis auseinander setzen und ihn Fragen wie es bei ihm um die Übergangs- Planung bei Rentenantritt aus sieht und ob er schon einen Nachfolger gefunden hat. Oder wenn ein jüngerer Arzt eine Verstärkung in seiner Praxis sucht – also einen Landarzt Job ohne den Risiko Teil – wie denn die Bewerbungssituation so ist.

Hier im Landkreis macht fast jede Praxis eher zu, als dass ein Nachfolger gefunden wird. Schon seit Jahren. Ein Bekannter von mir in in drei Jahren Suche nach einer Verstärkung gerade einmal eine Bewerbung erhalten. Das hat überhaupt nichts mit Fähigkeit oder Unfähigkeit der regionalen Politik zu tun sondern mit der stark abnehmenden Attraktivität des Arzt Berufes in einer niedergelassenen Praxis.

Vielleicht sollte man hier einmal viel weiter oben im Wasserkopf ansetzen und mal kritisch hinterfragen was man in den letzten 16 Jahren hier unternommen hat. Und nicht dümmlich blau populistisch fischen gehen.

Wie bitter.

Kyp. F.

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