Man sagt ja der durchaus geräumigen Mitte der USA einige touristische Eintönigkeit nach, und in all meinen Reisen habe ich dieser Beurteilung auch meistens wenig entgegen zu setzen gehabt. Dann kam mein letzter USA Aufenthalt in Northern Kentucky, bei dem ich einige Tage Joytime hatte, die ich nicht nur mit Shoppen verbringen wollte.
Wenn der geneigte Leser also jemals “zufällig” in Dayton, Ohio sein sollte, dann sei ihm ein Besuch des National Museums of the US Air Force wärmstens ans Herz gelegt. Dieses befindet sich auf dem durchaus großzügigen angelegten Gelände der …
Wright Patterson Air Force Base. Schon die Anfahrt um das gigantische Gelände vermag ausgesprochen zu beeindrucken.
Und wer sich vage an den ersten Flug der Gebrüder Wright und ein bisschen an ihre Historie erinnert, dem dämmert, dass sie in Dayton ihre Fahradwerkstatt hatten und das Wright Airfield der Platz ist, an dem sie die Welt mit ihrem Wright Flyer veränderten.
Insofern muss man nicht unbedingt Militär- interessiert sein, ja noch nicht einmal ein Faible für Flugzeuge haben, um an diesem Ort sehr eindrücklich zu erfahren wie der motorisierte Flug unser heutiges Leben beeinflusst, verändert und vielleicht auch maßgeblich gestaltet hat. Dieser Atmosphäre und Stimmung kann man sich kaum entziehen und so beginnt die chronologisch Sortierte Ausstellung auch mit dem Wright Flyer und den sich schnell verändernden Flugzeugen, die schon im ersten Weltkrieg für eine drastische Veränderung sorgten.
In der darauf folgenden Epoche ist schon der zweite Weltkrieg. Und Überhaupt bestimmt der Faktor des “Echten Stoffes” die gesamte Ausstellung. Es stehen ausschließlich und größtenteils flugfähige Originale in der Ausstellung. So zum Beispiel die B29 Superfortress “Bockscar“, der Flieger der “Fat Man” nach Nagasaki brachte und damit den zweiten Weltkrieg endgültig beendete. Daneben liegen abgerüstete Originale des Manhattan Projects, ebenso wie eine Detaillierte Aufarbeitung der Entscheidungsfindung, die zu diesem unfassbaren Ereignis führte. Beinahe spürt man den “Aufschrei in der Macht”, wenn man diesen Artefakten gegenüber steht. Andererseits lernt man von der totalen Mobilmachung der Japaner und den Einschätzungen, dass bei einer Landung auf den japanischen Hauptinseln mit 1,5 Mio. toten GIs und mindestens 7 Mio toten Japanern erwartet wurden.
Von Europa geht es nach Korea und weiter nach Vietnam und man erhält reichlich Einblick in die Geschichte beider Konflikte, sowie die jeweiligen Erneuerungen bei den Verwendeten Fluggeräten. Dabei werden in allen Bereichen der Ausstellungen die Flieger aller beteiligter Parteien ausgestellt, erläutert, und neben der historischen Komponente auch die jeweils technischen Besonderheiten besprochen.
Ein weiteres wirklich rührendes Original entstammt der Auseinandersetzung in Vietnam, eine liebevoll von ihren Mechanikern “Patches” getaufte Fairchild C123K die so oft von Kugeln durchsiebt wurde, dass an fast 600 Stellen Aluminiumpflaster aufgenietet wurden.
Danach nähert man sich der Zeit des Kalten Krieges, der Spionage, atmosphärisch wie orbital bis hin zu den heutigen Konflikten. Dabei finden sich auch hier allerlei bemerkenswerte Flieger. Man erhält Eindrücke davon wie Groß eine B52 Stratofortress ist oder ein B2 Tarnkappenbomber. Man lernt dass dieser nur auf einer Basis stationiert ist und egal wo auf der Welt eingesetzt, dieser durch fliegt.
Ein weiteres absolutes Highlight ist die Dauerleihgabe der befreundeten NASA, die Raumkapsel von Apollo 15. Auch hier wieder das Original. Ein wie ich finde ausgesprochen bewegender Anblick. Nicht die einzige Dauerleihgabe der Raumfahrer, die auch noch das Trainigsmodul für das Shuttle- Programm zur Verfügung stellen. Ein ziemlich guter Eindruck wie die Herrschaften dort zu arbeiten haben und wer schon dachte, dass in einem Boeing 747 Cockpit eine verwirrende Vielzahl an Schaltern ist, findet hier seinen Meister.
Last but not least ein für mich auch sehr persönliches Highlight, eine F 16 der Kunstflugstaffel Thunderbirds die ich als junger Mensch auf dem Flughafen von Sion in der Schweiz habe auftreten sehen. Das Ganze recht kurz vor der Katastrophe in Rammstein, die Flugschauen, insbesondere mit recht spektakulären engen Formationen doch zu einer raren Veranstaltung haben werden lassen.
Sollte ich das Interesse geweckt haben, noch zwei kleine Hinweise am Rande: Erstens mindestens 9 Stunden Zeit mit bringen. Mit den aktuellen Erweiterungen der Hallen reichen 4 Stunden nicht einmal für ein hektisches Rennen durch die Gänge. Und zweitens unbedingt einen vernünftigen Fotoapparat mit nehmen. Ich hatte nur meine Dokluknipse dabei und ärgere mich bis heute, keine vernünftigen Fotos zu machen.
Wer sich jetzt noch fragt, was das ganze kostet, da man ja gerne mal ein Arm und ein Bein an Eintritten in USA ausgeben darf und das Familienbudget strapaziert: Das Museum wird von einer Stiftung getragen und der Eintritt ist frei. Spendet man etwas, erhält man einen sehr detaillierten Hallenplan von der Stiftung, die hier 3$ bis 5$ für angemessen hält.
Kyp.F.
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