Fundstück: Haiku

Nein – Keine Brühe, kein Gedicht. Ein Betriebssystem. Ein schönes Betriebssystem. Eines, das den Gurus unter den Apple- Jüngern das Herz höher schlagen lassen sollte. Ich will nicht sagen die Mutter aller Betriebssysteme, aber irgendwo schon nah dran.

Aber wieso die Lorbeeren?

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Haiku ist eine Open Source Variante von BeOS, bzw. ein OpenSource Projekt, welches das damalige Hybridkernel– Betriebssystem der Firma Be Incorporated (danach Palm, danach Hewlett-Packard und danach Versenkung) nach implementiert.

Das alleine würde vermutlich niemanden interessieren, wenn nicht der Gründer von Be Incorporated Jean Louis Gassee gewesen wäre, in den 80ern einer der Betriebssystem Väter bei Apple. Die Manager dort wiederum bevorzugten es taube Ohren zu haben als Jean Louis mit der Idee eines revolutionär neuen Betriebssystems zu ihnen kam, so dass er dann recht bald ging und mit eigenen Mitteln versuchte hier den Markt auf zu rollen. BeOS hatte schon 1995 neben dem HybridKernel SMP- Mehrprozessor Unterstützung, Multitasking,  Multithreading, Speicherschutz und Filesystem Journaling. Es hatte alles was hip und cool und technologisch weit fortgeschritten war und die BeBox war daher auch als Media- Workstation positioniert. Leider mit miserablem komerziellem Erfolg, weswegen das Thema Be auch den Weg alles irdischen ging.

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Um den Bogen noch eine Biegung weiter zu spannen, Gassee war ja nicht der Einzige der Apple in jenen Jahren den Rücken gekehrt hat und einer der Gründe, warum Be doch ziemlich lange durch halten konnte, war die Nähe zu Next und zu Steve Jobs. Dieser brauchte für sein Projekt den NextCube ja ebenfalls ein Betriebssystem und die oben genannten Eigenschaften waren auch für Next gerade mal eben gut genug. Wie genau die Zusammenarbeit sich gestaltete ist schwer nach vollziehbar und ich würde das mal ein spannendes Buch finden. Aber auch NextStep ist gar nicht mal nur für Next Hardware erschienen sonder hieß eigentlich OpenStep und war z.B. auch für die PA-RISC Hardware von Hewlett-Packard erhältlich. Dieses war es ebenfalls als Hybrid Betriebssystem das auf verschiedenen Architekturen gleichermaßen lief.

Jetzt ist es natürlich nicht ganz einfach ein System auf unterschiedlicher Hardware gleichermaßen vernünftig unter zu bringen. Daher freundeten sich diese Kernel- Konzepte mit dem Mach 3 Kernel, dem Mikrokernel- Konzept der CMU an. Mikro, weil er so klein ist und sich dementsprechend leicht auch in verschiedenen Varianten nebeneinander in ein Betriebssystem unter bringen konnte. Darauf aufbauend wurde dann mit den BSD Quellen ein Unix Artiges Userland aufgesetzt.

Dieses ging dann mit NeXT und Steve Jobs Rückkehr zu Apple eben zu Apple und der Rest ist Geschichte. OpenStep bildet die Mach 3 und BSD Basis des heutigen Mac OS X.

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Um aber den Bogen zurück zu spannen. Wer also Spaß und Freude dran hat, im Urschleim dessen herum zu wühlen, was als gutes Betriebssystem schon vor 20 Jahren absolut fraglos bekannt und anerkannt war, … derjenige kann also mit der nach wie vor nur als Alpha 4 erhältlichen Version von Haiku sich quasi einen ungeschminkten Einblick in die Geschichte moderner Betriebssystem- Entwicklung verschaffen.

Es installiert ohne irgendein Problem in die frei zugänglichen Hypervisor von VMWare. Getestet mit Player und Workstation. Einzig man tut sich einen gefallen, wenn man die IDE Controller wählt, statt SCSI, auch wenn die BeBOX konsequent auf SCSI setzte und man darf auch die Netzwerk- Schnittstelle auf Bridging setzen.

Danach genießt man einen fröhlich bunten Desktop, dessen Webbrowser auch an tagesaktuellen Heise Webseiten nicht verzweifelt und vieles mehr. Ich fand BeOS damals und Haiku heute tatsächlich immer schick, bunt, fancy, simplistisch und mit bisschen Mühe hätte man das mit der Intuitivität durchaus auch noch hin gekriegt.

Alleine, es hat nicht sollen sein.

Kyp.F.

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