Mammoth Cave – gab dem gleichnamigen Nationalpark ihren Namen. Und natürlich will man diese auch besuchen, sollte man einmal in der Gegend sein.
Die Höhle ist in ihrer Form legendär und seit ihrer Entdeckung durch amerikanische Ureinwohner ein Anziehungspunkt für viele Menschen. Dabei spielte sich lange Zeit die Erkundung der Höhle nahe ihrer natürlichen Eingänge ab und erst im 18. Jahrhundert nahm die Erkundung der Höhle an Fahrt auf und zeigte immer mehr um was für ein faszinierendes Höhlensystem es sich handelt. Ich verzichte auf eine Längenangabe, da diese sich fast täglich ändern müsste, da die Erforschung nach wie vor weiter geht. Die Höhle ist mit mehr als 620 vermessenen Kilometern jedoch die längste bekannte Höhle der Welt.
Diese Ausprägung verdankt sie tatsächlich einer geologischen Besonderheit. So ist die nahezu ganz Kentucky bedeckende Kalkstein- Schicht in weiten Teilen Zentral- Kentuckys von einer horizontalen Sandsteinplatte abgedeckt. Wasser, das in den “Sinkhole- Plains” versickert fließt hier in zahlreichen unterirdischen Strömen mehr oder weniger direkt und horizontal zur Entwässerung in das Tal des Green River. Mit dem Eingraben seines Tales führte dies über die Jahrmillionen zu etwa fünf Ebenen auf welchen sich das Wasser seinen Weg unter dem Sandsteinplateau suchte und mit der Verlagerung der Wasserströme in tiefere Ebenen, fielen die darüber liegenden Ebenen trocken und stabilisierten sich.
Mammoth Cave ist also eine trockene Kalkstein Höhle. Die Abwesenheit von Wasser und CO2 haben also nicht wie zum beispiel beim Aven von Orgnac zum ausbilden kristalliner Kalzit Strukturen geführt sondern im Wesentlichen zum ausblühen kleiner filigraner Gipsstrukturen an Höhlendecke und Wänden und eher schlammigen, im Laufe der Zeit festen Böden. Darüber hinaus ist auch die Fliessgeschwindigkeit des Wassers auf Grund der Röhrenförmigen Tunnel erheblich zu hoch um Stalagtiten und Stalafmiten oder ähnliche Kalzit Gebilde auszuprägen. Kristalline Strukturen gibt es also nur in einem ganz kleinen Teil der Höhle und dieser befindet sich auf der “Sinkhole-” Seite des Plateaus, weit entfernt vom Green River.
Insofern führt der Besuch zu sehr unerwarteten Erfahrungen, da bisherige Höhlen- Besuche doch stark von Höhenunterschieden und Kristallen geprägt waren.
Der Gips wiederum spielt keine wirkliche Rolle in der Nutzung der Höhle. Vermutlich haben indigene Ureinwohner kleinere Mengen zu rituellen Zwecken abgebaut, aber eine intensivere Nutzung auch im Zuge der Besiedelung Kentuckys fand nicht statt. Im Britisch Amerikanischen Krieg von 1812, also knapp 40 Jahre nach Daniel Boones Durchbruch durch die Cumberland Mountains wurde der Fledermausdung in der Höhle als ergiebige Salpeter- Quelle zur Herstellung von Schießpulver entdeckt. Diese Phase ist die einzige bekannte wirtschaftliche Nutzung der Höhle, sieht man einmal von Touristen- Attraktionen ab.
In den darauf folgenden Jahren wurde die Höhle zunehmend Anziehungspunkt für abenteuerlustige Menschen die sich in zahlreichen Führungen der Dunkelheit stellten und immer tiefer in die Höhle eindrangen. Dabei wurden auch Sklaven als Tourguides eingesetzt und so kam es, dass Stephen Bishop, ein an die Höhle ausgeliehener und zweifellos sehr begabter Sklave, der Erste war, der sich intensiv um die Kartierung der Höhle bemühte und nahezu zwanzig Meilen tiefe und einen ganzen Tag lange Touren unter Tage unternahm. Das besondere an Bishop war, er konnte lesen und schreiben und das obwohl es war Sklaven verboten war lesen und schreiben zu lernen. Er lernte dies an Hand der zahlreichen “Grafitti”, in welchen sich die damaligen Besucher in der Höhle verewigten, genau dies. Auch gab er vielen der frühen bekannten Formationen ihre Namen. Erst 1908 wurde vom deutschen Ingenieur Max Kämper weitere umfangreiche und systematische Vermessungen vorgenommen.
Die Graffiti sind dabei ein wesentlicher Teil der Besuche, da sie eben auch über die Nutzung, Geschichte und Kultur seit Beginn der Besiedelung durch den weißen Mann Aufschluss geben. Ein schönes Beispiel hierfür ist zum Beispiel dass während der Sezessionskriege, Soldaten des Nordens und des Südens gleichzeitig die Höhle besuchten und hier Pause von ihrer Auseinandersetzung einlegten.
Heutige Besuche orientieren sich zum Teil an den klassischen Routen, zumal diese auch zu neunzehn in den Fels gesprengten künstlichen Zu- und Ausgängen führten, die heute recht komfortabel genutzt werden. Touren sind ausschließlich durch die Park- Ranger geführt und in nahezu jeder Geschmacksrichtung zu buchen. Je nach Wetter und Jahreszeit können dabei verschiedene Touren, zwischen dem kurzen Schnuppern am traditionellen Haupteingang und der viele Meilen langen ganztägigen Höhlenexpedition gebucht werden. Dabei empfiehlt sich durchaus ein paar Tage vorher online zu buchen, da gerade die selteneren oder längeren Touren normalerweise zügig und manchmal einige Zeit im voraus ausgebucht sind. Treffpunkt für diese Touren ist in allen Fällen das Visitor Center des Nationalparks, ab dem man mit schönen grünen Park Bussen zu den jeweiligen Höhlen- Einstiegen gefahren wird.
Ich habe auf Grund meiner Erfahrungen in Frankreich erst einmal nur zweieinhalb Stunden und etwas in der zwei Meilen Liga gebucht. Im nachhinein lässt sich sagen, dass man in Mammoth Cave durchaus seine reguläre Wander- Performance als Maßstab nehmen kann und nicht mit einem besonders ermüdenden Höhlenklima rechnen muss. Hier kann man also ohne schlechtes Gewissen etwas sportlicher an die Höhlentour heran gehen.
Last but not least noch etwas zu den Fledermäusen. Den Guano findet man nahezu nicht mehr und fast auch keine Fledermäuse mehr. In ganz Nordamerika und insbesondere der Mammoth Cave werden diese durch die “weiße Nasen Krankheit” – WNS dahin gerafft und leider auch in großem Umfang in der Mammoth Cave. Dabei handelt es sich um einen Pilzbefall, der die armen Tiere von innen nahezu auffrisst und der hochgradig infektiös ist. Sichtungen sind in den öffentlich zugänglichen Bereichen der Höhle extrem selten geworden und wenn handelt es sich oft um kranke Tiere. Man sollte dann trotz allem auf Distanz gehen. Auch darf man sich getrost darauf einstellen, nach dem verlassen der Höhle seine Schuhe desinfizieren zu dürfen. WNS ist erst einmal für Menschen nicht gefährlich, wir können aber als Überträger wirken. Andere Krankheiten, die durch das angegriffene Immunsystem bei den Flattertieren auch vorkommen können, sind dagegen sehr wohl auch für den Menschen extrem gefährlich. Man sollte also nach direktem Kontakt mit Fledermäusen im Park auf jeden Fall den Kontakt zu den Rangern suchen und sich gegebenenfalls eine Sofortimpfung abholen.
Wie gesagt, bei der geringen Anzahl an Fledermäusen würde ich mich davon aber nicht beunruhigen lassen.
Kyp. F.