Robotersteuer, Digitalisierung und die Zeichen der Zeit

Bill Gates hat laut einschlägigen Newstickern dieses schon 2017 gefordert.  Im Januar machte die Vernichtung von 3.5 Mio. Arbeitsplätzen die Runde, in der Zeit, im Spiegel, you name it. Oberwasser für ein paar Gedanken die mich schon länger beschäftigen.

Dem zu Grunde liegt tatsächlich die Frage wie ein Gemeinwesen sich finanziert und was die Herausforderungen oder auch Ziele dieser Finanzierung sind. Betrachtet man die Idee der Einkommensteuer in Kombination mit der Mehrwertsteuer, dann soll ja auf der einen Seite die Arbeitskraft des Individuums bzw. der Unternehmen zur Finanzierung des Gemeinwesens herangezogen werden. Auf der anderen Seite der Mehrwert, welchen ein Unternehmen schafft beim Konsumenten der Unternehmensleistung – des Produktes die Gegenseite der Balance zwischen privater und komerzieller Schaffenskraft durch die Mehrwertsteuer. Letzterer wird durch alle Konsumenten gleich ob privat oder gewerblich vermeintlich gleich getragen.

Bleiben noch so neckische Dinge wie Gewerbesteuern und ähnliches die irgendwo dem Förderalistischen Gesamtwahsinn geschuldet waren. Die will ich hier erst einmal nicht betrachten.

Tatsächlich wurde mir zu Zeiten vermittelt, dass die Konstruktion zwischen Einkommensbesteuerung und Mehrwertsteuer dazu dienen soll die Lasten des Gemeinwohls gleich auf alle Schultern zu verteilen und ich orakele einmal, dass das auch 50 Jahre mehr oder weniger gut ging.

Schaut man sich die Situation 2018 an und nimmt einige orakelige Zeitungsartikel was die Vernichtung des Gemeinwesens durch die Digitalisierung angeht, kommt man irgendwie nicht umhin das ganze miteinander in Verbindung zu bringen. Schliesslich “vernichtet” diese Arbeitsplätze und erzeugt ein neues Prekariat und auf der anderen Seite brechen Steuereinnahmen weg, die Binnenkonjunktur schwächelt und die öffentlichen Haushalte kürzen Mittel, allen vorna gerne in Bildung und Kultur.

Genau da wird dann leider ein Schuh draus. Die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft soll das Gemeinwesen tragen. Die Digitalisierung gefährdet keine Arbeitsplätze, jedenfalls nicht mehr oder weniger als sie welche schafft. Roboter erledigen Arbeiten, die heute aus Arbeitschutzgründen nicht mehr manuell gemacht werden können. In einer überalternden Gesellschaft helfen sie als kolaborierende Systeme Mitarbeitern länger in ihrem Job tätig zu bleiben als es anders möglich wäre. Und auf der anderen Seite muss all diesen Robotern jemand sagen, was sie eigentlich zu tun hätten. Auch maschinelles Lernen kommt nicht von ungefähr.

Was zweifellos geschieht ist, dass sich Aufgaben und Berufsbilder drastisch verändern und die Anforderungen sich stark zu konzeptionell inhaltlichen Arbeiten verschieben. Auch bisher klassische Berufsbilder müssen sich mit moderner technologie auseinander setzen und die Menschen eben in ihren Tätigkeiten auf eine neue Ebene gehoben werden. Genau das geschieht im Zweifel nur durch Bildung – deren Budget s.o. gerade wieder gekürzt wurde.

Die “Robotersteuer” wäre daher durchaus ein geeignetes Mittel die Schaffenskraft der gesamtgesellschaftlichen Leistung neu zu bewerten und den Menschen in dieser Gesellschaft den Bildungsweg zu ebnen um all die neuen tollen nicht mehr industriell verhafteten Jobs auch zu öffnen. An dieser Stelle habe ich noch nicht von Grundgehalt geredet – dazu habe ich nicht mal unbedingt eine ausgeprägte Meinung – aber dass die Fortsetzung dieser Gedankengänge dort hin mündet ist durchaus nicht unbplausiebel. Leute machen das am besten, was sie gerne tun.

Die Angst vor Digitalisierung grenzt dabei an das Irrationale. Sie gleicht der Angst bei der ersten Industriellen Revolution – ein Zufall, dass wir gerade von der vierten Sprechen ? – oder auch bei jeder anderen fundamentalen gesellschaftlichen Veränderung. Dass sich die Gesellschaft aktuell schneller verändert, als manche Menschen komfortabel empfinden, ist wahrscheinlich eine Binsenweisheit. Nichts desto trotz warfen schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Französische Arbeiter ohre Holzschuhe – die “Sabot”s – in die mechanisierten Webstühle aus Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Daher auch das Wort Sabotage.

Die Industrielle Revolution kam und am Ende schufteten die Leute eben in den Kohleminen statt an den manuellen Webstühlen. Ich stelle mir beides Mühsam vor und auf lange Sicht war es kein Weltuntergang. Der wird es heute auch nicht sein. Vielleicht sollte man sich also in der Aufregungsskala wieder auf die Überhitzten Finanzmärkte konzentrieren oder darauf dass Trinkwasser aus Afrika in die Industriestaaten verkauft wird. Da findet man doch erheblich lohnenderes Potential für Puls.

KyP. F.

 

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