Angezockt: Far Cry 6

Als Freund des konsequenten Open World Shooters ist es heutzutage ja nicht so einfach ein paar gute Vorlagen in den Funnel zu kriegen, auch wenn es diverse Franchises gibt, die dem Genre ihre DNA gestiftet haben. Um so mehr freut es mich wenn ein Weiteres sich ein Release mehr nicht dem MMO Trend hin gegeben hat. Far Cry ist so ein Fall und Ubisoft hat mir mit dem Release Nr. 6 ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk gemacht.

Esperanza in the Sunset

Nach knapp sechzig Stunden Spielzeit habe Yara – die fiktive Karibik- Insel die man von einem einschlägigen Diktator zu befreien hat – zweimal vor der Unterdrückung gerettet. Und ich bin begeistert. Daher hier ein mal ein paar Eindrücke und ich versuche mal nicht zu spoilern – aber keine Garantie.

Alles in allem versucht der geneigte Spieler zunächst einfach nur seine Haut zu retten und dem Regime in Richtung Miami zu entfliehen. Das geht schon direkt vor der Küste schief und die Sache mit Aton Castillo – dem hypothetischen Despoten – wird direkt persönlich. Man findet dann recht zügig den Weg zu Clara Garcia und wird Teil ihrer Widerstandsbewegung.

Da es hier nicht allzu viele Guerillas, schon gar keine gut ausgebildeten, gibt und diese auch noch auf eine kleineren Insel fest hängen ist man in der Figur Dani Rohas (m/w) recht schnell gebucht und darf aus helfen. Mit dem Versprechen einen doch noch irgendwie gearteten Lift nach Miami zu kriegen springt man als unehrenhaft entlassener Soldat (wie sich später heraus stellen sollte) bei und sorgt erst mal für die sichere Heimkehr in die Rebellen- Basis.

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass das versprochene Boot nur von gutem Willen zusammen gehalten wird und dass man sich dann irgendwie doch zum Widerstandkampf anwerben lässt. Frei nach Thomas Jefferson: “When tyranny becomes law, rebellion becomes order.”

Und Clara schickt den geneigten Guerilliero / die geneigte Guerilliera los, die Montero Familie, die Hipp Hopper rund um Maximas Matanzas und die Legenden von ’67 hinter ihrem Banner zu vereinen. Das ist einfach gesagt als getan, aber wenn man Menschen hilft sind die meisten nicht ewig fies zu einem und der fiese Anton Castillo, seines Zeichens Tyrann und Despot, gibt ja auch reichlich Gelegenheit zum helfen.

So steigt man also sukzessive in die Handlung ein und lernt auch nach und nach immer weiter die Nettigkeiten des Regimes und seiner Handlanger kennen. Darunter finden sich dann durchaus ein paar ausnehmend eklige Kleinigkeiten, so dass man alsbald auch nicht mehr wirklich gehemmt ist, die Schergen aus dem Diesseits hinaus zu komplimentieren.

Die Missions- Struktur ist dabei innerhalb der drei Themenblöcke recht frei gestaltet und es gibt allenthalben auch diverse Sidequests – die “True Yaran Stories” und auch davon unabhängige Schatzsuchen, in welchen man sich das ein oder andere Item verdienen und vor allen Dingen den eigenen Character Level sowie die dabei zur Verfügung stehende Ausstattung nachhaltig nach oben zu bugsieren. Pro Tip am Rande: Da mit der Überzeugung jeder Fraktion der allgemeine Schwierigkeitslevel angehoben wird und die Gegner spürbar mehr dicke Westen besitzen und auch schmerzhafter auszuteilen beginnen, ist so ein bisschen breit gefächertes eigenes Arsenal an Kleidung und Werkzeug einfach durch nichts zu ersetzen, als durch mehr des selben.

Und so wirklich langweilig fand ich bei allen Missionen die ich mehr oder weniger systematisch – nicht ganz vollständig – abgeräumt habe, eigentlich nichts. Insbesondere die anderen Widerständler, welche man auf den blauen Pfaden trifft, haben zuweilen neue militärische Ziele auf ihrer Liste, welche sie gerne mit einem Teilen und genau diese sind immer sehr dankbar. Zum Einen gibt es häufig abgereichertes Uran zu bergen, aus dem der Fadenscheinige Juan Cortez abgefahrenes Spielzeug bastelt. Zum Anderen gibt es nahezu immer auch eher konventionelles Spielzeug. Außerdem erlaubt einem das Abräumen der Luftabwehr sich im Weiteren recht komfortabel per Hubschrauber zu bewegen, was zumindest in meinem ersten Run auch wirklich viel Spaß gemacht hat.

Das konventionelle Spielzeug ist übrigens wirklich eine Bunte Mischung gebubbater Klassiker, von 1911 Pistolen über AK47, M4, M16, MG60 bis hin zu moderner großkalibriger Bulpup Recon Scout Büchse. Alles in allem Dinge die durchaus Freude machen und die man nach belieben an den allgegenwärtigen Werkbänken eben artgerecht weiter entwickeln oder eben irgendwie zusammen nageln kann. Dabei empfiehlt es sich vielleicht nicht jede Bubba- Stufe mit zu nehmen, sondern vielleicht auch auf das ein oder andere wirklich substantielle Mod zu sparen.

Das macht wirklich Sinn, da man eigentlich nicht das ganze Arsenal braucht. Wenn man wirklich gerne erkundet und schleicht, dann kommt man mit einer .45er mit Schalldämpfer schon erstaunlich weit. Tatsächlich deutlich weiter, als das realistischer Weise der Fall sein dürfte, falls mal jemand Gelegenheit hat eine solche Waffe in echt aus zu probieren. Die Stoppwirkung mag ja gegeben sein, aber die dafür notwendigen Handgelenke hat maximal Poppeye.

Im Übrigen gilt sehr ähnliches Crafting auch für die “Rides”. Also die Fahrbaren Untersätze, die man sich jederzeit in die Einfahrt stellen lassen kann und die durchaus auch wehrhaft daher kommen. In dem Falle am interessantesten ist dabei tatsächlich Yami’s 2008 KAG TG – aber stilechter baut man sich den Beaumont Valentina aus, welchen einem Juan das Schlitzohr überlässt. Aber hier ist es ähnlich wie bei der Firepower, es ist auch erstaunlich wie weit man mit seinem Quad kommen kann, oder auch mit einem der sehr geländegängigen Pferde. Und die Ressourcen für das Crafting hängen mitnichten auf dem Baum, so dass es schon Sinn macht sich für ein Lieblings- Ride zu entscheiden.

Das ist dann auch tatsächlich das, was für mich den Reiz von Far Cry aus macht. Die phantastische Welt einer Mittel oder Südamerikanischen Bananen Republik. Die Automobilen Kunstwerke erinnern nicht ohne Grund an Cuba und die Architektur tut ihr übriges. Seien es postkommunistische Propagandabauten oder lateinamerikanische Hütten, der Flair ist auf jeden Fall gewahrt. Die Strände und Palmen tun dazu ihr übriges und den Rest vom Tag hat man eigentlich das Gefühl von eine Dämmerung in die nächste zu eilen. Das sorgt dann alles in allem für mächtig Atmosphäre und sorgt auch für Freude dabei, einfach die Insel zu erkunden – auf dem Schlauchboot oder dem Motorrad … wie auch immer.

Alles in allem hat mich die Liebe zum Detail wirklich sehr überrascht. Ich finde schon auch, dass sich Far Cry 6 selbst nicht allzu ernst nimmt und wird so zu einem in sich stimmigen und atmosphärischen Shooter. Far Cry 5 wirkte ja durchaus etwas überzeichnet und hat sich damit nicht nur Freunde gemacht – wobei ich persönlich mit der Story des abgelegenen Tals in Montana, mit reichlich Hillbillys und Sekten durchaus was anfangen kann. Vielleicht muss man dazu einen Teil seines Lebens in den Mountain States verbracht haben, um das nicht allzu sehr an den Haaren herbei gezogen zu finden. Aber The New Dawn hat dann auch für mich den Bogen etwas überspannt.

Insofern hat das aktuelle Release wirklich alles richtig gemacht und erlaubt dem motivierten Kampagnen- Spieler eben kurzweiligen Spielspaß mit reichlich Möglichkeit an Spiel- Variationen und einer in sich schlüssigen und nur teils linearen Geschichte. Wie diese ausgeht möchte ich nicht verraten, aber ich werde definitiv auch nach meinem zweiten Stint nicht mit FC6 aufhören.

Kyp. F.

P.s. For more screenshots follow this link.

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