Toptip Reingeschaut: Alita Battle Angel

Dieser Tage lief Großmeister James Camerons neuester Streich an: Alita Battle Angel. In diesem versucht er sich an nicht mehr und nicht weniger als der Umsetzung des ikonischen Mangas von dem vielleicht größeren Meister Yukito Kishiro, der mit den GUNNM Mangas Battle Angle Alita schon Anfang der Neunziger die vielfach preisgekrönte Vorlage geschaffen hatte.

Es heißt Cameron habe sich von Begin an mit einer Realverfilmung der japanischen Comics beschäftigt, dann aber ähnlich den Träumen von Luc Besson mit Valerian, die technischen Möglichkeiten vermisst und erst mit Avatar die notwendigen Techniken gelernt, um sich an die Produktion zu wagen. Die Geduld hat sich jedenfalls gelohnt.

Das Ergebnis ist eine atemberaubend temporeiche dystopische Cyberpunk– Geschichte in der durchaus fernen Zukunft. Auch wenn das einschlägige Feulieton der Meinung ist, der Film bliebe unter seinen intelektuellen Möglichkeiten die characterlichen Herausforderungen von Liebe, Erwachsenwerden, difizilen Eltern Kind Beziehungen und überhaupt der Weltschwere am Rande des Exodus zu beleuchten, Teile ich diese Einschätzung keineswegs. Vielleicht fehlt es auch den Kritikern an Phantasie bei ihrer Beobachtung.

Einschlägige Spolier an dieser Stelle verkneife ich mir, jedoch ist die Geschichte aktueller denn je und so gerät die harmlos aussehende und auch von ihrem Umfeld nachhaltig unterschätzte Alita in die Mühlen ihrer Zeit. Als Cyborg der zu nichts anderem als Kampf konstruiert wurde, stellt sie sich den Herausforderungen mit ihren Mitteln. Schnell und kompromisslos entwickeln sich dabei die Ereignisse. Dem Manga entsprechend spielen traditionelle Martial Arts und die “geschmiedete Klinge” des Samurai hier durchaus eine tragende Rolle und der Film eilt durchaus von Konfrontation zu Konfrontation.

Dabei spricht die Bildersprache Bände und ist schon eine frühe (1990-1995) Adaption der Cyberpunk Wurzeln aus Shadowrun von 1989. Der Transfer vom Pazifischen Nordwesten und Seatle nach Japan erfolgte also in kürzester Zeit und die Schamanischen Einflüsse wurden durch traditionell japanische ersetzt. Die Straße, sozialen Misstände, die Semiautoritäre Kontrolle durch private Interessen gegenüber dem Verfall der Zivilgesellschaft auf der Straße, der langsame Tod einer überlasteten und vergifteten Umwelt – und ein nicht zwangsläufig erreichbares “Eden” … oder wie das Paradies in der jeweiligen Welt heisst – sind die Umgebungs- Elemente in denen sich der normale Mensch zurecht finden muss.

Nichts desto Trotz, ist Alita damit eine der frühesten Welten, in einem Genre, das 1984 mit Neuromancer von William Gibson seinen Anfang nahm. Wenn Aktuell parallelen zu Elysium von 2013 oder Hunger Games von 2012 (Romane 2008-2010) gezogen werden, so haben sich vielleicht eher diese inspirieren lassen.

Bemerkenswert in der filmischen Umsetzung finde ich dann durchaus doch einige Anlehnungen. So ähnelt Iron City durchaus dem Los Angeles aus Bladerunner von 1982 in Straßenbild und Tuktuks. Die etwas Farbenfroheren Straßenzüge erinnern ein wenig an Johnny Mnemonic von 1995 – ein früher Auftritt von Keanu Reeves, der damit den Grundstein für seine Abo in der Paralellwelt gelegt hat. Auch das Monowheel ist nicht zangsläufig eine brandneue Erfindung und erinnert irgendwie an die Motorräder des ersten TRON. Die Ausstattung der Cyborgs hat man ebenfalls so oder so ähnlich ebenfalls gerne schon einmal gesehen. Die Grenze zwischen menschlicher Rolle und kybernetischem Organismus und der mehr oder minder künstlichen Intelligenz, verschwimmt ähnlich fließend wie auch in Ex Machina 2017 und wenn man wirklich die zeitgemäße Umsetzung klassischen Anime Stoffes als Maßstab nimmt, zieht Alita durchaus mit dem bisherigen Paradebeispiel Ghost in the Shell ebenfalls von 2017 mit der zauberhaften Scarlett Johanson als Hau Drauf Major Mira Killian, gleich – ebenfalls nach der Vorlage eines Weg weisenden Mangas aus 1989.

Die Anstrengende Arbeit hat bei all der Gestaltung und Liebe zum Set zum großen Teil auch einmal mehr der Visual Effects Abteilung geschuldet. WETA Digital die auch Mortal Engines, Avatar und mehr mit gestaltet haben, DNEG mit ihren Animationen, auch schon bei Balderunner, Interstellar oder Ex Machina, Framestore aktiv in den Marvel Welten und Rising Sun Pictures modellieren, animieren, filtern und rendern hier eine atemberaubende Fantasiewelt, welche einen durchaus real eintauchen lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es hier für Genrefans ausgesprochen hochwertiges kurzweiliges Popcorn Kino gibt, das sich eben nicht in den aktuellen Mainstream einschmiegt. Statt dessen gibt es eine gelungene zeitgemäße Umsetzung eines Klassikers der das ganze Genre des Cyberpunk und Manga maßgeblich mit geprägt hat und die Science Fiction Welt zweifellos bereichert. Meiner Meinung nach ein absoluter Top Titel.

Kyp. F.

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