Abnehmen die Zweite

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich hier schon einmal über das Abnehmen geschrieben und heute möchte ich daran anknüpfen und eine ganz wesentliche Erfahrung teilen. Vermutlich ist es die konsequente Fortsetzung des Weges, den wir bereits eingeschlagen hatten, aber der hier “zitierte” TED-Talk hat mein Leben tatsächlich weiter verändert:

Es spricht Dr. Robert Lustig, der seines Zeichens Endokrinologe an der UCSF school of medicine. Er spricht über Zucker – nachzulesen auch in seinem Buch “Fat Chance” erschienen bei Hudson Street Press. …


Was hat das mit mir zu tun?

Nun ja – die bisherigen Erfolge sind nicht ohne Weiteres fort geschritten und ich hatte wieder einmal eine Phase, wie sie sicher viele Menschen mit Gewichtsproblemen kennen. Über ein halbes Jahr war ich damit beschäftigt meine abgegebenen Kilos auch abgegeben zu lassen – mein Gewicht zu stabilisieren. Die Umstellung in der Ernährung auch bei geänderten Randbedingungen zu halten ist ebenfalls sportlich und der Effekt nimmt mit fortschreitender Dauer ab.

Der typische Frust war absehbar und in diese gereizte Grundhaltung platzt Herr Lustig.

Er räumt mit seiner Forschung mit einer ganzen Reihe gängiger Lehrmeinungen auf. Der für mich wesentliche Punkt ist dabei, dass eine Kalorie eben nicht gleich einer Kalorie ist, auch wenn das zahlreiche Studien zu belegen scheinen. Hier drängt sich die Frage auf, wer ein Interesse an diesen Ergebnissen hat und wer welche Forschung überhaupt finanziert. Und welche Budgets hier miteinander konkurrieren um dann sogar in Metastudien den vermeintlichen Wissenschaftlichen Konsens überschwemmen.

Ausgehend auch von anderen Leiden erschließt Herr Lustig die physiologischen Zusammenhänge im menschlichen Stoffwechsel auf außergewöhnlich analytische Weise. Und das Fazit ist tatsächlich, dass raffinierter Zucker ganz andere Stoffwechsel- Beiträge liefert als natürliche Zucker, dass die Zucker- und auch die Kalorien-  Angaben auf Lebensmitteln bestenfalls irreführend sind und dass es sehr wohl eine Rolle spielt in welcher Art und weise wir unsere Kohlenhydrate zu uns nehmen.

Das Fazit ist eigentlich leicht zusammen gefasst “no processed food” – also nichts wo ein Lebensmittelchemiker die Finger dran hatte. Auch viele Trends in der gesunden Ernährung – sicher einiger die wir auch ausprobiert haben – kommen nicht so gut weg, wie sie das gerne würden.

Wir haben unseren Urlaub genutzt um hier den nächsten Schritt in der Ernährungs- Umstellung zu gehen und seither haben wir Industriezucker drastisch reduziert, wir essen und kochen viel frisch. Kartoffeln steigen im Kurs und zu dem gestiegenen Gemüse Konsum kommt jetzt noch eine Menge mehr Obst. Zucker in natürlicher Form verbunden mit Balaststoffen leistet einen ganz erheblich anderen Stoffwechsel- Beitrag als industriell konzentrierter Zucker.

Seither purzeln die Pfunde wieder und ich poste heute, weil die nächsten fünf Kilo in acht Wochen weg sind. Das ist vielleicht kein Fernsehtaugliches Tempo, aber ich kann aktuell sagen, dass ich auf nichts verzichte, was mir schwer fällt und ich kann mir auch die gelegentlichen Ausnahmen von den Regeln gönnen ohne sofort zurück katapultiert zu werden. Diese Ausnahmen sind denke ich wirklich wichtig um solche Verhaltensänderungen langfristig auch durch halten zu können.

Zwei Punkte zum Schluss:

1.) Sport macht bei weitem nicht so viel aus wie gemeinhin angenommen, da typischerweise körperliche Belastung auch zu anderen Stoffwechselprozessen führt die Effizienz- steigernd wirken. Die einfache Gleichung – mehr Verbrauchen dann kommt bei gleichem Nachschub weniger auf den Rippen an – geht nicht auf.

Deswegen ist Sport nicht ungesund und man darf trotzdem einigen treiben 😉

2.) Alle die sich als schlank empfinden und per se der Meinung sind, das Thema ginge sie nichts an, für die gibt es schlechte Nachrichten. Googelt doch einmal nach dem Begriff TOFI – und ja das Phänomen ist so weit verbreitet, dass es schon einen gängigen Namen dafür gibt. TOFI steht für den Term “thin outside – fat inside” und beschreibt das Phänomen, dass auch bei schlankem äußeren die oben kritisierte Lebensmittel- Kultur zu einer Fetteinlagerung auch in den und zwischen den Organen sorgt. Diese Fette sind diejenigen, die dick sein zu einem Gesundheitsrisiko machen und nicht etwa die im Fettpolster. Damit sind aber auch genau jene Menschen gefährdet, die sich für vermeintlich gesund halten. Ich habe die Zahl aus Mr. Lustigs Buch nicht zur Hand, aber ich meine mich an 70% der vermeintlich normalgewichtigen Mitbürger zu erinnern, für die das zutrifft.

Soweit ich das aus eigener Erfahrung berichten kann, zeigen sich die Effekte die Herr Lustig beschreibt mein Leben lang und die Veränderungen haben unmittelbar zu Konsequenzen oder vielleicht besser Ergebnissen geführt. Sachlich habe ich damit gar nichts an seinen Informationen aus zu setzen und Menschen die mich begleiten, erleben das genau so. Damit hat er zweifellos mehr Recht als viele andere deren Ansagen, Bücher, Ratschläge und Mittelchen ziemlich wirkungslos verpufft sind. Schade dass es dieses Buch nicht auf Deutsch gibt und selbst populärwissenschaftliches Biochemisches Englisch ist sicher nicht so einfach. Andererseits sollte es vielleicht auch in den Schulen mal gelesen werden.

kyp.f.

 

One thought on “Abnehmen die Zweite

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