In mir wuchs unlängst der dringende Wunsch, noch einmal Starship Troopers an zu sehen. Vermutlich eine Nachwehe der Lektüre von Enders Game und wie ich in der Buchbesprechung schon andeutete, gibt es hier einige Parallelen.
Timewarp zurück nach 1997:
Zunächst war “einfach mal wieder anschauen” nicht so einfach. Meine Version des Streifens war nicht mehr auffindbar, vielleicht war diese sogar noch auf VHS und ist bei einem der letzten Umzüge entsorgt worden. Die Wiederbeschaffung stellte sich auch als ziemlich unhandlich heraus, da der Streifen offenbar nicht mehr aufgelegt wird. Diesen zwischen all den Manga- und sonstigen Abklätschen heraus zu finden, war nicht eben einfach – zumindest die abschließende Einsicht hierzu. Andererseits kommt mir nichts anderes als Paul Verhoevens Original in den Player. Jedenfalls nicht jetzt. …
Am Ende war es dann eine US limitted Edition aus UK, die den Zuschlag erhielt und natürlich mit Region Code 1 beeindruckte. Was ein Glück dass PAL/NTSC bei der Ansicht über PC und Beamer keine Rolle mehr spielt, aber das nur am Rande.
Wie bei keinem anderen mir bekannten Film ist hier tatsächlich die Einstellung, mit der man den Film betrachtet erheblich. Sucht man die authentische Verfilmung des Romans von Robert A. Heinlein, wird man vermutlich enttäuscht sein. Tatsächlich ist die Diskrepanz erheblich und insofern möchte ich lieber von einer Romanvorlage schreiben, denn von einer Verfilmung.
Vermutlich ging dieser ausgeprägte Military Science Fiction Verhoeven zu weit, obschon er seinen Zuschauern in diesem Film einiges zumutet. Tatsächlich verwaschen einige der wirklich ausgesprochenen weit gegriffenen Konzepte Heinleins. Der “Anzug” und das “Absetzen” der Trooper im Film wirkt nahezu konventionell, während im Buch die Marines in ihren Anzügen direkt auf den Planeten “abgeworfen” werden – mit allen Konsequenzen, die solche Manöver wohl haben würden. Auch das Gesellschaftsbild und das dortige Verständnis der “Citizenship” ist vermutlich nicht Massen- kompatibel.
Auch wenn wir in unserem Haushalt Literatur- Verfechter sind und normalerweise einen Film eben auch an seiner Original- Treue messen, habe ich mich diesmal dazu hinreißen lassen, den intellektuellen Ballast ab zu werfen und den Film einfach zu genießen.
Dann ist dieser ein wahrer Augenschmaus, Popkorn Kino vom Feinsten.
Die “Bugs” sind Verhoeven wirklich gut gelungen. Sie sind “alien” nach allen Regeln der Kunst, fremdartig, unverständlich, rigoros und die Menschheit in ihrer Reaktion ist erst überheblich und dann hilflos. Grundsätzlich ist jeder Ausserirdische, der zumindest nicht auf zwei Beinen läuft und zwei Arme hat, ja schon eine Bereicherung, aber die Horden von “Bugs” die einem Ameisenvolk gleich, mit einer ausgesprochen intelligenten “Königin” über die Hand voll Marines branden, das ist schon sehr weit über den Science Fiction Einheitsbrei hinaus angelegt.
Vergleiche mit den militärischen Eskapaden des neuen Milleniums bieten sich an und lassen Fürchterliches ahnen, sollte die Menschheit jemals zu den Sternen aufbrechen und mit Kulturen und Lebenskonzepten konfrontiert werden die tatsächlich ausgesprochen fremdartig sind.
Die Rezepte mit welchen man der Bedrohung – die zugegebenermaßen auch recht drastisch ist, wenn einfach mal mit großen Asteroiden nach der Erde geworfen wird, sind Marines- typisch konzipiert. Hingehen und auf die Mütze hauen. Hat man sich vertan und kriegt selber die Mütze voll, ist man betroffen, geht auf die Hantelbank und kommt wieder nachdem man genug trainiert hat, ein paar Brüder angerufen und Taschen- Nukes eingepackt hat, die Bug verseuchte Planeten zwar unbewohnbar machen, aber eben auch für eine ordentliche Lösung des Problems sorgen.
Letzteres ist tatsächlich einer der Punkte, welchem im Roman von Heinlein gerade im Zusammenhang mit dem Kampfanzug viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion in den 70ern einen Atomkrieg tatsächlich “führbar” zu machen und mit irgendwelchen “Rucksackbomben” zu agieren, hätte genau diese Stelle das Potential den Irrwitz einer solchen Idee zu karikieren. Leider geht der Film relativ geschmeidig über diese Gelegenheit hinweg.
Das Ganze “Hin und Her” ist statt dessen Kino- kompatibel mit dramatischer Teenager Romantik gewürzt – ein Handlungsstrang bei dem Heinlein sich vermutlich Grabe um dreht – bis zur Rotation.
Diesen Anspruch außen vor entwickelt sich die Romanze zwischen Casper Van Dean als Johnny Ricoh und Dina Meyer als Dizzy Flores doch ausgesprochen dramatisch. Tatsächlich läuft Dina Meyer zu einer sehr ordentliches Leistung auf, im Kampf um die Gunst von Johnny Ricoh – schade dass sie im TV Seriendickicht zu versanden droht :(. Die von Johnny zunächst angehimmelte Carmen Ibanez dagegen, gespielt von Denise Richards lächelt vor allen Dingen.
Das absolute auch und gerade schauspielerische Highlight ist der großartige Michael Ironside, der uns zunächst als Sozialkundelehrer und Veteran Jean Rascack begegnet und seine Schüler sehr intensiv auf ihre bürgerlichen Pflichten vorbereitet. Johnny Rico trifft ihn später auf dem Schlachtfeld wieder, als er und seine überlebenden Freunde nach einer verheerenden Niederlage, die ihre Einheit nahezu ausradiert hat, den legendären “Raczacks Roughnecks” abkommandiert werden. Die Überraschung wenn sich der legendäre Lieutenant als ihr ehemaliger, reaktivierter Lehrer heraus stellt, der mit nicht minder klaren Vorstellungen ein starkes Kommando führt, ist schon auch einer der helleren Momente in diesem Film. “I have only one rule. Everybody fights, no one quits!”.
Er steht dafür dass die Entscheidung sich rekrutieren zu lassen auch eine Entscheidung dafür ist Soldat zu sein mit allen Konsequenzen. Damit ist dies auch einer der Aspekte mit nie geahnter Aktualität.
Der Rest ist, wie man so schön sagt Geschichte und jedem der noch einmal einen wirklich unterhaltsamen military Science Fiction sehen möchte, sei der erste und originale “Starship Troopers” noch einmal sehr ans Herz gelegt. Kein Vergleich mit den Sequels, gar Keiner.
Fazit TopTitel.
kyp. F.