Wie eigentlich meistens in den letzten Jahren habe ich bei der Stunde der Wintervögel des NABU mit gemacht. Der Wintereinbruch hat das ganze ein bisschen beflügelt und die Sichtungen waren, abgesehen davon, dass man das wilde Geflatter erst mal sortieren muss, recht ordentlich.
Und wie jedes Jahr war es auch nicht ohne Überraschungen. Zum einen haben sich just an diesem Tag die großen Vögel nicht wirklich blicken lassen. Sowohl die auf dem Grundstück nistenden Elstern, als auch die Krähen die gelegentlich auch mal Sonneblumenkerne ernten. Die fünf Stieglitze, die in den letzten Jahren bei uns überwintert haben, habe ich auch schmerzlich vermisst. Sie sind selten, bunt, schön und eigentlich ganz kecke Gesellen.
Auf der positiven Seite, stand wieder die schiere Menge. Feldsperlinge, jawohl – keine Haussperlinge, waren reichlich da. So viele dass eigentlich die gemeldete Zahl bestenfalls eine Abschätzung nach unten ist. Buchfinken und Grünfinken waren auch ganz ordentlich vertreten, so dass in der Stunde reger Flugbetrieb sicher gestellt war.
Unter den selteneren Vertretern hatte ich den Eindruck dass die Kohlmeisen und Blaumeisen mit nur noch jeweils einem Paar auf dem Rückzug waren. Damit entsprechen auch meine Beobachtungen den dramatischen Rückgängen, die die Zählung auch an anderen Orten ergeben hat. Das Dompfaffenpärchen und die das Rotkehlchen halten uns dagegen seit Jahren die Treue. Wirkliche Überraschung war eine Weidenmeise, im Volksmund auch wegen der schwarzen Kappe Nonnenmeise, die ich hier vorher noch nie gesehen habe.
Ganz besondere Freude hat mir ein Amselpärchen gemacht. Nachdem die Amselpopulation diesseits des Rheins vor ein paar Jahren beinahe vollständig ausgestorben war, freut mich die Rückkehr doch auch sehr. Beruhigend, dass das so schnell gehen kann. Ich hoffe daher auch sehr für meine Meisen im nächsten Jahr.
Fütterung
Vielleicht an dieser Stelle auch noch einmal ein paar Kommentare zum Thema Fütterung. Das Thema wird ja gerne immer wieder kontrovers diskutiert und einige Menschen sind der Meinung, dass man an dieser Stelle nicht Artgerecht in das Vogelleben ein greift und gar nicht den “schützenswerten” Arten Aufmerksamkeit zukommen lässt. Zumindest mit dem Eingriff in das Leben der Vögel haben Kritiker beinahe Recht wie alleine die Reduktion der Feldvogel-Bestände in den letzten Jahren zeigt. Der Mensch greift allenthalben in das Leben der Vögel ein indem er Flächen versiegelt, Rückzugsräume rodet oder Brutplätze zerstört. So lange der Landschaftsverbrauch in vollem Gange ist, macht eine Fütterung von Vögeln nichts schlimmer. Im Gegenteil.
Wichtig ist dann vielleicht, dass dies tatsächlich artgerecht zu erfolgen hat. Dabei ist das klassische Vogelhaus oder auch das Streufutter nicht wirklich die beste Variante. Auf Grund der Nähe des Futters zum Kot der vorherigen Besucher ist es eigentlich ein idealer Ort um Krankheiten weiter zu verbreiten und das möchte man den Piepmätzen gar nicht und erst recht nicht im Winter zu muten. Zum anderen wird das Futter so auch nass, fängt unter Umständen an zu gären und produziert ganz andere Probleme.
Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren Futterröhren durchgesetzt, die eine Verunreinigung des Futters vorbeugen und die auch die Konkurrenz am Futterplatz ein bisschen reduzieren, da sie sich durch Bauform und Futtersorte an verschiedene Vögel oder Bedarfe wenden. Auch wenn ich das Vogelhäuschen immer sehr malerisch fand und Opa ein sehr sehr schönes mit unfassbar viel Liebe zum Detail selbst getischlert hat, wir füttern nur noch aus Röhren.
Dann ist nicht gleich wo die Röhren hängen. Gerade scheue Artgenossen möchten sich eigentlich schnell in den Schutz von Büschen zurück ziehen können. Sie haben auch ein Thema mit Futterkonkurrenz, so dass ein ausreichendes Angebot für die Vögel aus der Nachbarschaft ausgebracht werden sollte um genau den schen und vielleicht deswegen auch extra bedürftigen Arten ein Angebot zu machen.
In meinem Fall bedeutet das, nach mehrjährigem Experimentieren, dass unter einem kleinen Quittenbaum mittlerweile dreizehn Röhren hängen. Ein meter neben dem Baum und direkt dahinter findet sich offenes Buschwerk. Drei Röhren mit Erdnüssen, drei mit Meisenknödeln und sieben mit Sonnenblumenkernen, die wirklich nach wie vor reissenden Absatz finden. Das Streufutter hat sich aus oben genanntem Grund nicht bewährt. Die Futterstellen waren früher ein bisschen im Garten verteilt, was sich ebenfalls nicht bewährt hat, da so an jedem Ort die Konkurrenz groß war. Auf die aktuelle Weise arrangieren sich sogar Rotkehlchen und Meisen mit Elstern oder das Rotkehlchen pickt auch schon mal nach dem Spatz, wenn es sich benachteiligt fühlt.
Die Anzahl der Röhren ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass ich gerade wenn viel Schnee liegt nicht jeden Tag auffüllen möchte, aber es gibt Tage, da reicht die komplette Füllung gerade einmal 36 Stunden. Da man dann auch nicht direkt parat steht, kriegen die dogmatischen Artenschützer ihren Willen und die Vögel müssen auch mal nach natürlicher Nahrung suchen. Hier kommen dann die nicht immer ganz abgeernteten Quitten zum tragen, die wir dann auch bis in das Frühjahr liegen lassen. Daneben sieht man je nach Witterung und Gesamtsituation (Schnee, Nässe, Trockenheit, Kälte) wie die drei Futtersorten sehr unterschiedlich in Anspruch genommen werden.
Die Futtersaison ist bei uns dann auch so lange offen, bis die Vögel das Futter nicht mehr annehmen. Sie ziehen sich zurück wenn sie das für richtig halten und genug anderes Futter vorhanden ist. Gerade beim Thema Sommerfütterung war ich mir gar nicht sicher ob das tatsächlich so gut ist und habe noch einmal bei meinem alten, mittlerweile lange emmeritierten Zoologie Professor nachgefragt, der nach 60 Jahren im Artenschutz das Thema Flächenverbrauch so kritisch sieht, dass eine ganzjährige Fütterung auch nicht mehr schaden kann. Tatsache aber ist, dass im Laufe des Mais die Futterstellen nicht mehr unbedingt angenommen werden, insofern spricht dann auch nichts dagegen das Angebot zu reduzieren.
In diesem Sinne wünsche ich schöne Beobachtungen und KyP.F.