Endlich ist es so weit. Der neue Dune ist im Kino. Lief natürlich prompt während meines ersten richtig als solchen empfundenen und gelebten Urlaubs seit Begin der Pandemie an, aber keine 48 Stunden nach der Rückkehr ist es vollbracht. Ich habe ihn gesehen:
Dany Villeneuves Meisterwerk Dune! Nach dem vielleicht noch gößeren Meisterwerk von Frank Herbert: Dune! Ein Fest.
Vielleicht sollte man ohne das Buch gelesen zu haben in den Film gehen. Oder, wenn man wie ich – für einen zwanghaften Langsamleser eine Herausforderung – das Buch vier mal gelesen hat, einfach alles vergessen und so tun als ob alles nichts miteinander zu tun hätte. Insofern kann ich durchaus einige Kritiken durchaus verstehen:
Der Mysthizismus der Bene Gesserit wird nicht richtig erklärt. Der Verrat von Huey mit seinen Intrigen und falschen Fährten und die Perfidität der durchbrochenen Suk- Konditionierung wird quasi nur punktuell angesprochen. Die Raumfahrergilde kommt quasi nicht als universumtragendes Element sondern gerade mal als Comparse vor. Der Kopf des hintertriebenen Plans die Attreides in die Falle zu locken, Pitter de Vries hat gerade mal genug Sprechrolle um als spektakuläre entstelltes Gift- Opfer am Boden gerade so eben auf zu Fallen, verkommen zum Redshirt … Es ließe sich lange fort setzen.
Hat das Buch gerade hinsichtlich der galaktischen Ordnung mit ihren Ränkespielen und einflussreichen Interessengruppen bzw. deren Strohmännern eine unheimliche Vielschichtigkeit, wird all das im Film doch stark verkürzt. Leider wird an einigen der tragenden Rollen wirklich unangenehm viel gespart.
So viel zum Miesepetern.
Lässt man solcherlei Kleinigkeiten beiseite, geht vorbehaltlos ins Kino, lässt sich in den Sessel Fallen, dann erwartet einen großartiges Poppkorn- Kino. Die zweieinhalb Stunden verfliegen in nie da gewesenem Tempo und wenn der Abspann erscheint hat man das Gefühl gerade mal den Trailer zu etwas viel Größerem gesehen zu haben. Das ist vielleicht schon die größte Schwäche und es erscheint irgendwie unwirklich, dass in einem einzigen weiteren Teil die Geschichte rund erzählt werden wird. Aber sei es drum.
Auf dem Weg dahin sieht man gigantische Highliner der Gilde unfassbare Flotten von Schiffen transportieren. Die Landung auf dem Wüstenplaneten ist einfach Monumental und es entsteht vielleicht zum ersten Mal überhaupt eine Vorstellung, was es bedeutet ein ganzes Haus – sprich Volk – per Raumschiff auf einen neuen Planeten um zu siedeln.
Oscar Isaac gibt einen hervorragenden Staatstragenden Duke Leto Atreides und auch die bezaubernde Lady Jessica wird wie ich finde überaus überzeugend von Rebecca Ferguson verkörpert. Die Art und Weise wie sie ihre Verpflichtungen der Bene Gesserit gegenüber hinten an stellt um die Aufgaben einer Sayyadina der Fremen zu übernehmen, die Transformation die sie durch macht, ist in der Summe eine großartige Darbietung. Jason Momoa bedarf eigentlich auch keines Kommentars, er ist einfach nur ein umwerfend sympathischer und heldenhafter Duncan Idaho. Die Gegenthese zu Duncan Idaho ist Baron Vladmimir Harkonnen, unfassbar fies und überzeugend dargestellt von dem ebenfalls großartigen Stellan Skarsgard.
Wirklich umgehauen hat mich dann jedoch Zendaya als Chani die den ebenfalls wundervoll agierenden Timothee Chalamet als Paul Atreides wirklich trocken – wie auch anders auf einem Wüstenplanet – in sein neues Dasein auf Arrakis führt. Beide rollengemäß jung und unverbraucht spielen sich hier in den Olymp der Science Fiction Verfilmung.
Insgesamt ist es Danny Villneuve überhaupt gelungen eine cineastisch recht unverbrauchte Mannschaft an den Start zu bringen, die zwar schon Leinwand- Erfahrung hat aber ansonsten eher aus TV Produktionen – wenn auch vielleicht Großen – bekannt ist und eben nicht auf diese oder jene Rolle schon fest gelegt ist. Gut mit Ausnahme Jason Momoas vielleicht, als Protohelden. Selbst diejenigen die schon eine lange Cinematographie ihr eigen nennen, sind im Genre eher nicht mit einem Typen besetzt so dass Dune in aller seelen Ruhe durchstarten kann.
Und genau das macht Dune auch. Die Abberufung von Caladan und die Übertragung des Lehens Arrakis an die Atreides wird ausgiebig zelebriert. Der Konflikt zwischen dem noch nicht nennenswert in Erscheinung getretenen Imperator und Duke Leto, wird schon angedeutet. Aber nur das Ausmaß des Stellvertreterkrieges den das Hause Harkonnen führt, bzw. die unverblümte Unterstützung durch die Sardaukar – des Imperators Garde oder Privatarmee – lässt erahnen, dass es hier um ein “All in” Pokerspiel um die Zukunft der bekannten Galaxie geht.
Das Abtauchen von Paul. Atreides in den Untergrund und seine Aufnahme bei den Fremen, den Eingeborenen auf Arrakis ist dann an dieser Stelle nur das Vorspiel zum zweiten Teil. Wie sehr die Anpassung an die lebensfeindliche Welt die Moral und den Überlebenswillen der Fremen prägt wird dabei schon angerissen. Eines der Bauernopfer im Drehbuch ist der Vergleich mit Salusa Secundus, ein Planet der im Film zwar als Basis der Sardaukar auf taucht – und auch nicht wirklich wohnlich ist. Jedoch ist es im Original ein Gefängnisplanet mit brutaler Anarchie und nur die Stärksten und Skrupellosesten Verbrecher überleben lange geung um auf der Basis dieser Qualitäten ein Jobangebot in des Kaisers Leibgarde zu erhalten. Eine Perfidität schon für sich alleine.
Wie sich durchaus auch erahnen lässt, ist die Geschichte des Planeten stark mit der Ressource Wasser verwoben. Grüne Weiten auf Arrakis sind nicht undenkbar, doch der Aufwand dafür ist groß und die Interessen der Fraktionen mit den entsprechenden Mitteln eher gering. Ein Schuft wer dabei an das Trauerspiel denkt, das sich gerade in Glasgow ab spielt.
Insofern ist der Film ungeahnt aktuell. Die ökologischen Notwendigkeiten der Bevölkerung eines ganzen Planeten wird auf dem Altar des Wohlstandes und der Macht einzelner unglaublich mächtiger Menschen geopfert. Ob jetzt Imperator oder Koch Brüder, Harkonnen oder China und Russland … auch diese Liste ließe sich durchaus eine Weile fortsetzen … Die Parallelen sind allenthalben sichtbar und auch dahingehend sollte der Film zum nachdenken anregen.
Das Spice muss fließen.
Kyp. F.