Musings On Professional Social Media

Wie so viele IT- Schaffende bin ich ja durchaus gewillt und vielleicht auch ein bisschen darauf angewiesen mich in professionellen sozialen Netzwerken zu vernetzen.

Das hat man früher schon getan, auf Mailinglisten, in User- Groups, auf Tagungen und Messen, wie auch immer.

Die aktuellen sozialen Medien, allen vorweg die beiden Platzhirsche LinkedIn und Xing versprechen hier vieles einfacher zu machen. Und “Ja!” das ist es auch. Erstmal. Irgendwie. Man hat die schier unglaubliche Möglichkeit Menschen nach zu spüren, die irgendwann mal die eigenen Wege kreutzten und bei gegebenem Interesse sich hier auch gleich wieder zu vernetzen und Erfahrungen und Eindrücke nach Kräften aus zu tauschen.

So weit, so gut. ….

Dass solcherlei Dienstleistung heute auch nicht einfach auf dem Baum hängt, sieht der geneigte Anwender durchaus ein und substantiiert das gesteigerte Interesse also auch durchaus mit dem ein oder anderen kostenpflichtigen Abonnement. Die Binsenweisheit, dass wesentliche Teile des World Wide Web ja mit Werbung und Schmuddelkram aufgebaut wurden und nach wie vor finanziert werden, schwebt ja allgegenwärtig im Hinterkopf und bei der täglichen Arbeit bleibt man davon ja lieber verschont.

So dachte ich jedenfalls immer.

Stand heute sehe ich die entsprechenden Werkzeuge leider immer mehr als notwendiges Übel und insbesondere zwei Benutzergruppen verleiden mir die Nutzung der Seiten in zunehmenden Maße.

Schlechte Headhunter

Erstens die “schlechten Headhunter”. Die Unvorbereiteten. Die Lesefaulen. Die, die nur zwei Stichworte suchen und dann schon die “Grandiose Offerte” ungefragt raus hauen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich immer wieder auf zwei Drittel meines Gehalts verzichten soll, nur um mich in einer drittklassigen Webbude wieder an die Linux Kommandozeile zu setzen. Hin und wieder reagiere ich doch mal und auf die Gehaltsvorstellung von 140.000,- EUR oder den Porsche als Firmenwagen wird dann schon pikiert reagiert – dabei wollte ich doch sogar freiwillig auf die Anforderung eingehen schon mal Dinge in den Rack zu schrauben, die schwerer als fünf Kilogramm sind.

Jeder der sich nur ansatzweise für meine Profile interessiert und ein wenig recherchiert kann zügig raus kriegen, dass ich reichlich Personalverantwortung habe und das auch durchaus mit einem nicht unerheblichen IT Budget einher geht. Wieso ich bei schlechter Bezahlung dann darauf auch noch verzichten sollte, diese Begründung bleiben mir diese Sorte Headhunter gerne schuldig.

Davon sollen sich nicht diejenigen seriöser Headhunter abgeschreckt fühlen, die tatsächlich mit interessanten Angeboten aufwarten. Allerdings sollte sich auch hier der ein oder andere die Frage stellen, ab wann ein Wechsel interessant ist – nur um zu den selben Konditionen den selben Job woanders zu machen sind die Aufwände und Kosten von Umzügen und das Risiko neuer Probezeiten doch recht uninteressant.

Viel schlimmer aber sind insgesamt die

Kaltakquise Heuschrecken

Also Menschen die sich permanent auf Grund gleicher Interessen mit einem vernetzen möchten – wogegen ich ja grundsätzlich nichts hätte – um dann sofort un ungefragt nach einer Bestätigung des Kontaktes die verschiedensten Angebote zu offerieren. Tools die man nicht braucht. Branchenlösungen die meinen aktuellen und vergangenen Schaffensfeldern ferner nicht sein könnten. Anwendungsentwickler für Anwendungen die wir nicht Entwickeln. B2C Portal- Berater für B2C Geschäft, das wir als reine B2B- Anbieter nicht haben … die Liste ist endlos.

Und damit nicht genug – da man ja für die interessierten Kontakte des persönlichen Netzwerks durchaus zugänglich sein möchte und durchaus Kommunikations- Koordinaten teilt – wird auch auf telefonischem Wege bzw. per eMail der auf diese Weise gar nicht geneigte Kunde versucht zu penetrieren.

Wenn jetzt der geneigte Leser meint, ich sei selbst schuld, dann die beunruhigende Neuigkeit, dass mit einem Blick auf die Internetseite meines Arbeitgebers sich die eMail- Adresse leider leicht ableiten lässt und spätestens in der Zentrale geht ja auch jemand ans Telefon. Netterweise stellt diese meistens nicht durch aber die Aussagen die hier fallen sind an Frechheit kaum zu überbieten.

Eine “ungefragt zugesandte eMail” liebe Kaltakquisitör:innen ist nicht “wir haben in Kontakt gestanden” und eine “ungefragt zugesandte Termineinladung zu einem Call” führt nicht zu einem “leider verpassten Termin”. Ich setze dann doch meine Prioritäten noch immer größtenteils selbst und auch habe ich meinen Terminkalender vergleichsweise gut selbst im Griff. Sie kommen darin nicht vor.

Und was soll das auch für ein Business sein, welches sie mir anpreisen? Wieso sollte ich in einen Anbieter Vertrauen entwickeln der schon bei der ersten Begegnung dreist lügt? Das ist keine Vertrauensbasis. Und die leicht moderate Variante innerhalb der Social Media Plattformen – nämlich dass wir keine gemeinsamen Interessen haben, sondern sie ein einseitiges Verkaufsinteresse, ob mein Profil die angepriesenen Themen her gibt oder nicht, das ist nicht wesentlich besser.

Das Ende ist, dass ich normalerweise keine Kontakt- Anfragen zu welchen ich keinen unmittelbaren persönlichen Bezug habe, bestätige sondern immer zunächst auf ablehnen clicke. Leider ist das die reine Notwehr.

Fazit: die Plattform schafft sich ab

Rewind: ganz kurz zum Eingang des Artikels – eigentlich wollte ich mich sehr wohl mit Gleichgesinnten vernetzen und Erfahrungen und Wissen austauschen. Dafür war ich bereit Geld zu bezahlen.

Dadurch dass die Einschlägigen Anbieter dem Reiz erlegen sind auch auf die Einnahmequelle Werbung mit entsprechenden Premium Angeboten an zu springen und hier einen industrialisierten Framework zur Verfügung stellen zahlenden Kunden die Zeit zu stehlen und das Nervenkostüm dünn zu schmirgeln entziehen sie sich irgendwie die eigenen Basis. Interessierte Nutzer, die wirklich an einem inhaltlichen Leben der Plattform interessiert wären, werden so verscheucht.

Es bleiben die Heuschrecken die sich daraufhin gegenseitig beschäftigen und irgendwann mangels messbarer Ergebnisse auch das Weite suchen.

Vielleicht täte der oder die ein oder andere Produktverantwortliche bei den einschlägigen Anbietern gut daran, einmal darüber nach zu denken und vielleicht das Thema Einstellungen zu Privatsphären bzw. die Art und Weise wie diese ausgehöhlt werden zu hinterfragen und mal zu überlegen was das eigene Produkt eigentlich aus macht und was zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell vielleicht noch notwendig ist. Sicher kann man mit Add Ons kurzfristig Profite pushen – aber damit eben auch das Risiko eingehen, dass man sich selbst gleich mit abschafft.

Oder wer geht noch zu Red7 oder Yahoo?

Kyp. F.

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